Magirus on tour

Eine kurze Geschichtsstunde mit André – Norwegen Teil 3

Erster Halt nach den Lofoten ist Narvik. Hier wird seit dem Bau der Eisenbahnlinien im Norden Schwedens und Norwegens das begehrte schwedische Eisenerz aus Kiruna und Malmberget auf Schiffe verladen für den Weitertransport in die ganze Welt. Dies machte die Stadt zu einem strategisch wichtigen Ziel für Hitler während des zweiten Weltkrieges. Resultat der erbitterten Kämpfe in der Bucht von Narvik sind zahlreiche Wracks von Kriegsschiffen, Flugzeugen und U-Booten, von welchen die meisten ertaucht werden müssen, eines aber am Ufer liegt, die Georg-Thiele. Das stark beschädigte und im Fjord eingekesselte deutsche Kriegsschiff wurde von der Crew bewusst am Ufer auf Grund gesetzt, damit sie in die Berge hinter Narvik flüchten konnten. André will sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen und das Wrack besichtigen. Leider kommt man zu Fuss nicht ganz so einfach bis ans Wrack heran, aber wir haben ja noch die Drohne dabei. So können wir doch dein paar schöne Nahaufnahmen machen und das Schiff virtuell erkunden.

Um die genauen Hintergründe der Georg-Thiele zu erfahren, besuchen wir das Kriegsmuseum in Narvik. Das neutrale Norwegen hatte nach dem 1. Weltkrieg lange Zeit militärisch stark abgerüstet, da sie nicht damit rechneten, dass ein solcher Konflikt in nächster Zeit nochmal aufkeimen könnte. Als der Ausbruch des 2. Weltkrieges vorhersehbar wurde, war es zu spät. Zumindest in Narvik hatten die Norweger mit ihren zwei veralteten Kriegsschiffen der deutschen Marine wenig entgegen zu setzen. Die Aliierten waren schon einige Tage vor dem Angriff vor Ort und versuchten noch mittels Wasserminen einen deutschen Angriff zu verhindern. Der deutsche Angriff blieb jedoch aufgrund von Nebel und geschickter Routenwahl zuerst von den Aliierten unentdeckt. Die deutschen wurden in der Bucht von Narvik von den Aliierten eingekesselt und mussten einige Verluste hinnehmen, dies konnte jedoch das Einnehmen von Narvik und die Kapitulation Norwegens nicht mehr verhindern. Aufgrund der schnellen Kapitulation von Norwegen und da die Norweger von Hitler als arische Rasse angesehen wurden, gab es verhältnismässig wenig Opfer unter der Zivilbevölkerung. Die Heirat zwischen deutschen Soldaten und norwegischen Frauen wurde sogar aktiv gefördert und brachte einige Privilegien. Die Samen galten nicht als Arier und wie schon so oft in der Geschichte, waren sie die grossen Verlierer.

Der einsetzende Dauerregen hält uns nicht davon ab, unsere Bastelprojekte voranzutreiben. Caroles Birkenrindengefäss braucht noch einen Boden und Deckel. Ausserdem würden wir gerne lernen, wie man ein Fischernetz knüpft und dazu braucht es noch ein geeignetes Werkzeug, welches sich aus Holz schnitzen lässt.

Resultat 1: Holzbrett für Birkenrindengefäss

Resultat 2: Fischernetztool

Auf der Weiterfahrt halten wir bei einem Parkplatz um Mittagspause zu machen. Da entdecken wir, dass es noch eine alte Siedlung «Husmannsplassen Kjelvik» zu besichtigen gibt. Der Ort ist schon länger verlassen, wird aber immer noch instand gehalten und ist im Sommer ein kleines Freilichtmuseum. Im Herbst sind die Gebäude leider geschlossen. Auf dem Spaziergang durch den Wald, entdecken wir weitere Bastelobjekte, zum einen den Hufeisenpilz, welchen man als Feuerstarter benutzen kann. Dazu muss ein Funken in den zu Pulver zerriebenen Hufeisenpilz gelangen. Mit viel Glück und Puste breitet sich der Funken aus und das Pulver glimmt stark. Zum anderen finden wir endlich den langersehnten «Birkenknubbel». Dabei handelt es sich um ein «Krebsgeschwür» das sich an Birken bilden kann und welches sich aufgrund der nicht parallel ausgerichteten Fasern gut zum Tassen schnitzen eignet. Es besteht weniger die Gefahr, dass es Risse in der Tasse gibt. Wir erlösen die Bäume von dem Pilzbefall und dem Krebsgeschwür 😉. Der Pilz lässt sich einfach vom Baum abziehen, beim Birkenknubbel braucht es etwas mehr Überzeugungskraft in Form unserer muskelbetriebenen Kettensäge.

Im Norden ist Norwegen relativ schmal und durch die weit ins Landesinnere reichenden Fjords ist es unumgänglich, dass man mit dem Lastwagen die Fähre nehmen muss um von Narvik Richtung Süden zu fahren. Die Fähren sind relativ teuer, wenn das Fahrzeug über 6m lang ist, aber man gewöhnt sich dran. Bei Mautstrassen zählen wir auch mit über 3.5 Tonnen als Auto, weil wir ein Wohnmobil sind und uns online vorregistriert haben. Dies geht bei den Fähren leider nicht…

Bei der Fahrt durch ein Tunnel fällt Carole auf, dass ein Lämpchen im Armaturenbrett aufleuchtet, welches sonst beim Fahren nicht leuchtet. Da es sich um das Handbremswarnlicht handelt, halten wir bei der nächsten Möglichkeit an. Wir prüfen als Erstes, ob die Handbremse sich korrekt löst. Das ist der Fall und nach mehrmaligem Betätigen der Handbremse, scheint das Lämpchen auch wieder korrekt zu funktionieren. Die Freude darüber währt jedoch nur kurz, da schon bald nach dem Weiterfahren wieder dasselbe Problem auftritt. Nach erneuter Kontrolle der Handbremsfunktion, der Steckerverbindung und Überprüfen der Bremstrommeltemperatur (um ein leichtes Schleifen der Bremse auszuschliessen) sind wir ziemlich sicher, dass es sich um ein Anzeigeproblem handelt. Wir Fahren weiter und ignorieren das Lämpchen, was André deutlich besser gelingt als Carole.

Erkenntnis

In Norwegen gibt es auch Käse aus der Tube in (fast) allen vorstellbaren Geschmacksvarianten (auf den Bildern sieht man nur eine kleine Auswahl davon).