Grenz- und Maut-Chaos – Bulgarien Teil 1
April 2021
Voller Zuversicht, dass es dieses Mal mit der Einreise nach Bulgarien klappt, fahren wir zum Grenzübergang Kriva Palanka. Carole reiht sich wie üblich in der Autokolonne ein, doch noch bevor wir bei der Schranke stehen, kommt bereits der Zollbeamte aus dem Büro raus und schickt uns zu den LKWs rüber. Wir wollen ihm erklären, dass wir keine Transportfirma sind, sondern es sich um ein Wohnmobil handelt. Er will gar nicht zuhören und meint nur: «Давай!». Also stellen wir uns bei den LKWs in die Reihe, was nicht so schlimm ist, da es kaum LKWs hat. Entsprechend sind wir bald an der Reihe und die Beamtin bei den LKWs schaut uns entgeistert an. Ihr ist sofort klar, dass wir ein Wohnmobil sind und somit keine Transportpapiere haben, sondern ein Personenwagen (na gut, ein etwas dicker Personenwagen 😜) sind. Wir erklären ihr, dass ihr Kollege uns hierher geschickt hat. Darauf winkt sie uns durch und wir müssen, bereits in Bulgarien, wieder rückwärts an die Schranke der PKWs fahren. Dort werden Pässe und Fahrzeugpapiere kontrolliert, die Sache ist schnell erledigt und wir dürfen einreisen. Den PCR-Test, und nur deshalb mussten wir ja an diesen Grenzübergang fahren, wollte gar niemand sehen 🤬 ….
Nächstes Ziel ist die Beschaffung eines Maut-Gerätes, welches für Fahrzeuge > 3.5 Tonnen erhältlich sein soll. Das Maut-Büro ist schnell ausfindig gemacht und wir bringen unser Anliegen vor. Dort heisst es, Privatpersonen können kein Maut-Gerät kaufen, wo wir denn hinfahren möchten. Wir wissen das noch gar nicht so genau, worauf er mit «Oh, big problem!» antwortet. Er müsse von uns wissen, wo wir hinfahren, damit er die genaue Strecke für den Routepass für uns eingeben kann. Dieser ist nur für genau diese Strecke und nur in eine Richtung gültig. Wir müssen also jedes Mal, wenn wir auf mautpflichtigen Strassen unterwegs sind einen neuen Pass lösen. Klingt mühsam, aber so wie es scheint, kommen wir nicht darum herum… Wir lösen einen Pass nach Peschtera, wo wir das «CAR MUSEUM OF SOCIALISM» besuchen möchten.
Freudig nehmen wir die ersten Kilometer auf bulgarischem Boden unter die Räder, vorbei am Kohlekraftwerk Bobow Dol und einer Romasiedlung. Schnell stellen wir fest, dass hier ausgediente Militärfahr- und Flugzeuge nicht auf dem Schrottplatz sondern auf Dorfplätzen und sogar Kinderspielplätzen landen. Oft begegnen einem bgtoll-Fahrzeuge (eine der bulgarischen Mautgesellschaften), die den Verkehr mittels Kamera kontrollieren. Bei einer dieser Fahrzeuge halten wir an und fragen nochmal nach, ob man wirklich kein Gerät kaufen kann, von welchem die Maut automatisch abgezogen wird. Man bestätigt uns, dass dies aktuell für Privatpersonen nicht geht. Auch die Anfrage per Mail bei den verschiedenen Mautgesellschaften bringt keine neuen Erkenntnisse. Das tägliche Lösen des Routepasses, erschwert durch etliche technische Probleme, ist seeeehr mühsam, vielleicht auch weil das System erst 2020 eingeführt wurde und die Kinderkrankheiten noch nicht behoben sind. Wir haben daher bei der Mautgesellschaft nochmals platziert, dass man doch für die Zukunft für schwere Wohnmobile eine einfachere Lösung anbieten könnte, z.B. eine Wochen-/Monatsvignette wie für PKWs, der durchaus auch etwas teurer sein darf.
Das Museum in Peschtera ist kleiner, als wir es uns vorgestellt haben und gehört zu einem Hotel. Neben alten Autos gibt es viele Alltagsgegenstände aus der Sowjetzeit. Bulgarien hat zwar nie offiziell zur Sowjetunion gehört, war aber wirtschaftlich und politisch von der Sowjetunion abhängig. Einen Besuch im liebevoll eingerichteten Museum können wir definitiv empfehlen und auch das Dessert im Hotelrestaurant war sehr lecker.
Nach dem Museumsbesuch fahren wir zum Batak-Stausee hoch, in der Hoffnung, einen schönen Übernachtungsplatz zu finden. Für die ersten Plätze am See hätte man von der Strasse über die Wiese ans Ufer fahren müssen. Als Schweizer trauen wir uns das nicht und fahren weiter. Heute wissen wir, dass das im Sommer wohl alle Bulgaren machen. Am oberen Ende hat es recht viele Ferienhäuser, doch wir finden noch eine freie Wiese zum Stehen. Am nächsten Tag nutzen wir das schöne Wetter und machen wieder mal Wäsche von Hand.
Auf dem Rückweg Richtung Peschtera besichtigen wir die Sneschanka-Höhle. Die Höhle wurde 1961 wiederentdeckt und bald darauf für Besucher zugänglich gemacht. Einer der Stalagmiten erinnert ein wenig an Schneewittchen, weshalb die Höhle Sneschanka (bulgarisch für Schneewittchen) genannt wurde.
Erkenntnisse
Den B-52 Energydrink «Produced for Switzerland» gibt es auch im Balkan zu kaufen.
In Bulgarien gibt es viele Dinge wieder, welche wir in Albanien und Nordmazedonien kaum oder gar nicht gesehen haben, z.B.
- Elektrische Weidezäune
- Blitzkasten
- Bessere Strassen
- Standardwohnmobile (Bulgaren, nicht Ausländer)
- Touristeninformation
- Richtigen Wald
Die alten Fahrzeuge aus der Sowjetzeit gibt es nicht nur im Museum, sondern auch noch auf der Strasse. Deshalb starten wir die neue Rubrik:
Sowjetfahrzeuge
Neues Angebot im Shop
Wir haben für den ersten Teil unserer Reise (Deutschland, Schweden, Norwegen, Polen) die schönsten Bilder herausgesucht und aufbereitet. Wenn euch ein Bild gefällt und ihr es gerne ausgedruckt haben möchtet, könnt ihr dieses gerne in unserem Shop bestellen. Vielleicht braucht ihr ja wieder mal einen Tapetenwechsel 😉.