Magirus on tour

Absturz – Norwegen Teil 7

Oktober 2020

Nach den Tagen in der Stadt zieht es uns wieder raus in die Natur. Der Dovre Nationalpark scheint uns dafür der geeignete Ort zu sein, da die Gegend wenig bevölkert sein soll. Bereits die Fahrt dorhin gefällt uns, führt die Strasse doch durch ein herbstliches, farbenprächtiges Tal. Tatsächlich finden wir ein einsames Plätzchen für die nächsten Tage. Wir haben noch ein paar Bastelprojekte offen, denen wir uns widmen wollen. Einerseits brauchen unsere Birkenrindengefässe noch einen Deckel bzw. in Carole’s Fall auch noch einen Boden. Andererseits ist der Riss in unserer Frontscheibe wieder aufgegangen und wir möchten probieren, diesen mit dem gekauften Flickset wieder zu verschliessen. Das gelingt uns leider nur an einer kleinen Stelle, wahrscheinlich weil der Riss schon zu alt ist. Aber wir haben es wenigstens probiert. Wir nehmen uns auch mal wieder Zeit, um über dem Feuer ein leckeres Menü zu kochen.

Ein weiteres Projekt, welches schon länger auf der To-do-Liste steht, ist der Bau eines Tipis. Dafür haben wir in Schweden zusätzliche Planen gekauft. Der dick mit Flechten bewachsene Boden rund um unseren Stellplatz lädt geradezu zum Verweilen ein. André sammelt ein paar lange, nicht allzu dicke Stämme (totes Holz welches am Boden liegt), welche als Gerüst dienen sollen. Anschliessend legen wir die Planen so um das Gestänge, dass wir das Tipi rundherum schliessen können, was aufgrund des ungleichen Durchmessers oben im Vergleich zu unten gar nicht so einfach ist. Was auf keinen Fall fehlen darf ist eine Feuerstelle, damit wir es auch gemütlich warm haben. Als alles geschafft ist, verbringen wir einen gemütlichen Nachmittag bei Tee und guter Lektüre. André wagt es sogar, die Nacht im Tipi zu verbringen.

Draussen arbeiten gibt Hunger. Wir beschliessen, Zimtschnecken auf dem Feuer zu backen und erfahren erst im Nachhinein, dass Zimtschneckentag ist. Wir hatten wohl den richtigen Riecher… Wie in Norwegen üblich, brennt auch hier vor der benachbarten Wasserpumpstation 24h am Tag ein Licht. Beim Zimtschnecken backen, bemerken wir plötzlich, dass das Licht ausgegangen ist und denken schon, dass die Norweger doch auch Strom sparen können. Kurze Zeit später fährt ein Auto vor und der Fahrer fragt uns, ob wir bei der Station ein Licht gesehen hätten. Wir bejahen und erklären, dass das Licht aber ausgegangen sei. Es stellt sich heraus, dass es einen Stromausfall gab und er der Servicemonteur ist. Doch keine Stromsparmassnahme…

Carole hat eine spannende Biketour entdeckt, welche einmal um den Dovre Nationalpark führt. Allerdings findet André, dass die Tour etwas zu weit ist, vor allem da wir unser Gepäck im Rucksack transportieren müssten (unsere Bikes haben keinen Gepäckträger). Damit Carole trotzdem auf ihr Bewegungs-Soll kommt, erklärt sich André bereit, mit dem Lastwagen auf die andere Seite des Parkes zu fahren. Carole fährt mit dem Bike durch das Grimsdalen zwischen dem Dovre und dem Rondane Nationalpark. Eine wunderschöne Tour und in dieser Jahreszeit sehr einsam.

Auf einer Norwegenreise darf der Geirangerfjord nicht fehlen. Die Bootssaison war bereits vorbei, aber zum Glück haben wir ja unser DDR-Faltkayak dabei. So machen wir uns auf, den Geirangerfjord vom Wasser aus zu erkunden. Wir können die Begeisterung anderer Norwegenreisender nicht ganz teilen. Irgendwie fühlt es sich nicht so viel anders an als eine Tour auf dem Walensee in der Schweiz, ausser dass das Wasser salzig schmeckt. Der übermässige Enthusiasmus kommt auch im zweiten Video gut zur Geltung…

Um die Wasserfälle «Die Sieben Schwestern» zu filmen, packt André die Drohne aus. Das Filmen funktioniert ausgezeichnet. Das darauffolgende Zurückfliegen weniger. Die Unaufmerksamkeit André’s, gepaart mit dem nicht funktionierenden optischen Distanzsensor nach unten über der rauhen Meeresoberfläche führt zu einer unbeabsichtigten Wasserlandung und somit zum Verlust der Drohne. Darum gibt es leider keine Drohnenvideos und -fotos vom Geirangerfjord.

Vom mehr oder weniger stehenden Wasser im Fjord fahren wir weiter zum vom Berg fallenden Wasser beim Vettisfossen. Die Fahrt führt uns über kleine Nebenstrassen und vorbei am Jotunheimen Nationalpark. Die Wanderung bis unten an den Wasserfall ist recht gemütlich. Allerdings kommen wir nicht bis ganz an den Wasserfall ran, da der Bach zu viel Wasser führt. Und der Nebel verdeckt im oberen Bereich die Sicht. Der Vettisfossen ist mit 273m Fallhöhe Norwegens höchster unregulierter Wasserfall, entsprechend müssen wir einige Höhenmeter überwinden bis wir von oben herab schauen können. Der Aufstieg lohnt sich, denn oben angekommen, zeigt sich die Sonne und wir können den Wasserfall in seiner ganzen Grösse bestaunen.

Die Weiterfahrt verzögert sich. Wir haben um 5 Minuten den Zeitpunkt für die Durchfahrt der Baustelle verpasst und müssen daher 50 Minuten warten, bis wir durchgelassen werden. Wir überbrücken die Zeit mit einem Kaffe für uns, den hinter uns wartenden LKW-Fahrer und den Baustellenaufpasser. Dies wird nicht die einzige solche Baustelle bleiben.

Erkenntnisse

Diese Therapie möchten wir auch mal verschrieben bekommen 😂.

Wer findet heraus was, zumindest aus Schweizer Sicht, nicht ins Gewürzregal gehört? Die Auflösung gibt es im nächsten Bericht.

Die Norweger mögen es gerne süss und salzig in einem.

In norwegischen Sportgeschäften bekommt man neben der üblichen Sportausrüstung wie Fahrräder, Laufschuhe, Skier etc. auch Jagdgewehre.