Magirus on tour

Albanische Geburtstagsfeier – Albanien Teil 3

Februar / März 2021

Bereits die Strasse Richtung Koman führt durch eine wunderschöne, dünn besiedelte Landschaft, meist mit Blick aufs Wasser. Plötzlich sieht Carole im Rückspiegel einen Mann wild gestikulierend zur Strasse hochrennen. Es stellt sich heraus, dass er Franzose ist und bereits erfolglos probiert hat, die Fähre über den Komansee zu nehmen. Diese fährt nämlich wirklich nur im Sommerhalbjahr. Wie der Zufall es will, sind auch er und seine Frau mit einem Magirus unterwegs. Wir gesellen uns zu ihnen und dürfen auf dem Parkplatz des «Ledi’s Place» (Restaurant und zukünftiger Camping) ein paar schöne Tage verbringen. Wenn schon die Fähre nicht fährt, paddeln wir selber eine Runde mit unserem Faltboot auf dem gestauten See. Der Weg runter zum See ist recht steil, aber auch mit unserem «Kommunisten»-Kayak machbar. Der Ausflug wird etwas getrübt durch den ganzen Müll der uns beim Paddeln entgegentreibt und in den Büschen am Ufer hängt. Die Insel «Shurdhah» hingegen ist wunderschön. Neben einer alten, Instand gesetzten Kirche (durch die Schweiz und Österreich finanziert) gibt es Grund- und Festungsmauern weiterer Gebäude zu sehen. Ausserdem hat man vom Hügel einen tollen Ausblick auf die Umgebung.

Heute hat der Besitzer des Restaurants Geburtstag und seine Kinder sowie der Koch haben eine Überraschungsparty für ihn organisiert. Der Besitzer möchte bereits vor dem Eintreffen der Gäste nach Hause gehen, wird aber mit fadenscheinigen Argumenten daran gehindert. Beim Eintreffen der Gäste gibt es Gratulationen und von uns ein Schweizer Taschenmesser als Geschenk. Dafür kommen wir in den Genuss einer albanischen Geburtstagsfeier mit allem was dazu gehört: traditionelles albanisches Essen, viel Alkohol, Musik bis Anschlag, Tanz- und Gesangseinlagen, Streitereien die in zerbrochenen Gläsern enden und Freudeschüssen. André’s Leber muss hart arbeiten und sein Körper und Geist ist am nächsten Tag nicht einsatzbereit… 😜

Vasil Shporaj, albanischer Sänger

Nun bleibt uns doch nichts anderes übrig, als aussen herum nach Valbona zu fahren. Es hat jedoch kaum Verkehr und die Landschaft ist sehr schön, daher ist dies nicht weiter tragisch. Vor allem die SH22 hat uns sehr gut gefallen. Wir fahren im Valbona bis ans Ende der asphaltierten Strasse. Im Sommer könnte man im Flussbett noch etwas weiter fahren, jetzt liegt aber noch zu viel Schnee. Wir beschliessen, das Tal mit den Schneeschuhen zu erkunden. Unsere erste Tour führt uns ans Ende des Tales zum Wasserfall. Die Überquerung der kleinen Brücke braucht etwas Mut, aber nachdem diese das Gewicht von André problemlos ausgehalten hat, wagt sich auch Carole auf die andere Seite. Nach einem steilen Schlussanstieg erreichen wir den Wasserfall. Der bekannteste Wanderweg im Tal nach Theth würde von hier aus weiter die steilen Bergflanken hochführen, dies ist aber Anfang März bei so viel Schnee nicht zu empfehlen.

SH22

Die zweite Wanderung führt uns vom Ende der Asphaltstrasse auf dem Wanderweg Richtung «Maja e Roshit» und etwa auf halber Strecke einem Bach entlang wieder ins Tal. Der Weg ist an mehreren Stellen durch kleine Erdrutsche unterbrochen, weshalb noch keine Spuren hochführen. Die Spuren des harten Winters sind leicht an den umgeknickten und runtergedrückten Bäumen zu erkennen. Das Gehen auf dem Weg wird zunehmend mühsamer, so dass wir unseren eigenen Pfad suchen müssen. Wir sind froh, zwischendurch wieder einmal eine Lichtung zu finden. Zwischenzeitlich führt der «Weg» so steil den Berg hinunter, dass wir selbst mit unseren guten Schneeschuhen mit Harscheisen umkehren müssen und auch hier wieder selber eine Alternative suchen. Auf der eigentlichen Standardroute zum «Maja e Roshit» im Bachtal angekommen, führt uns ein gut markierter und einfach zu begehender Wanderweg zurück ins Tal.

Als Abschluss unseres Valbona-Abstechers überqueren wir das ausgetrocknete Flussbett. Unser Magirus meistert diese Aufgabe erfolgreicher als der Mercedes 207D 😉.

Das Fahren abseits der asphaltierten Strasse bereitet dem Fahrer/in sowie dem Fahrzeug Freude, weshalb es im nächsten Bericht auf der alten Strasse Richtung Peshkopi geht.

Erkenntnisse

«Achtung, Tiere auf der Fahrbahn!» gilt in Albanien überall, auch mitten in der Grossstadt.


Die Prioritätenliste eines Albaners sieht folgendermassen aus:

  1. Ein teures Auto, vorzugsweise ein Mercedes.
  2. Ein grosses Marmorgrab, idealerweise mit Gartenzaun und Dach.
  3. Ein neues Dach fürs Wohnhaus.

Die Albaner fahren auch nach dem Tod noch gerne Mercedes.


In Albanien werden die Quittungen noch von Hand geschrieben. Aber wie sollen wir jetzt wissen, welcher Preis zu welchem Artikel gehört 😜?


Wir wissen jetzt, woher der Begriff «Ziegelsteine» kommt.


Wenn die Planung versagt wird halt improvisiert. Der Albaner fährt dann einfach auf der Gegenfahrbahn um das Fahrwerk seines Mercedes zu schonen.