Magirus on tour

Auf den Spuren der Samen – Schweden Teil 6

Am Ende des Vildmarksvägen tauchen wir in Fatmomakke zum ersten Mal in die Welt der Samen ein. Dabei handelt es sich um ein Kirchendorf. Die erste Kapelle wurde 1781 errichtet, der Ort wurde aber schon vorher als Treffpunkt durch die Samen genutzt. Mit der Besiedlung der Gegend durch schwedische Siedler, wurden neben den traditionellen Hütten der Samen, welche während den kirchlichen Festen als Übernachtungsort genutzt werden, auch Blockhäuser aus Holz gebaut. Der Ort liegt idyllisch an einem Bergsee, kein Wunder also, dass sich die Samen genau diesen Platz ausgesucht haben.

Unterwegs haben wir festgestellt, dass aufgrund der Anpassungen am Zwischenrahmen kurz vor der Reise, während einer Verschränkung der Platz zwischen Sandblech und Dachbox nicht ausreichend ist. Um das Problem zu beheben, werden die Dachboxen etwas angehoben und die Sandbleche lokal angepasst.

Um mehr über die Geschichte und Lebensweise der Samen zu erfahren, besuchen wir das Samimuseum in Jokkmokk. Auf dem Weg dorthin überqueren wir den Polarkreis. Im Museum angekommen, sind wir erstaunt über die Tatsache, dass es in Schweden keine frei lebenden Rentiere mehr gibt. Die Tiere leben zwar nicht eingezäunt, gehören aber alle zu einer Samenfamilie. Zweimal im Jahr werden die Tiere eingesammelt. Im Frühling werden alle frisch geborenen Kälber markiert mittels spezieller Einschnitte im Ohr. Im Herbst werden die Tiere sortiert, einige werden geschlachtet, die anderen in kleine Gruppen aufgeteilt und wieder freigelassen. Die männlichen Rentiere kämpfen ebenfalls im Herbst um die Gunst der Weibchen und um die Rangordnung und verlieren kurz danach das Geweih. Die Weibchen hingegen behalten das Geweih bis im Frühjahr die Kälber geboren werden. Sie nützen ihren Geweihvorteil aus, indem sie die Männchen im Winter nach Futter graben lassen (Rentiere riechen Futter durch bis zu 60cm Schneedicke) und ihnen anschliessend den Futterplatz streitig machen um genügend Nahrung für sich und das Kalb zu sichern. Von den ausgestellten Sami-Kunstwerken lassen wir uns für eigene Bastelprojekte inspirieren, z.B. die Herstellung einer Holztasse oder Schnitzereien auf den Rentiergeweihen.

In Gällivare haben wir uns mit Ulf verabredet. Er führt uns auf den Dundret, von wo man einen schönen Blick über die ganze Stadt und auf Malmberget hat. Das Erzbergwerk in Malmberget ist der eigentliche Grund, warum der Ort überhaupt existiert. Ein Drittel der Bevölkerung arbeitet im Bergwerk, ein Drittel arbeitet als Zulieferer fürs Bergwerk der Rest hält die Stadt am Laufen. Anfänglich wurde das Erz oberflächlich abgebaut, anschliessend folgte man dem Erz in die Tiefe. Suboptimalerweise führt die Erzschicht diagonal unter den Stadtteil Malmberget. Im Gegensatz zu Deutschland werden keine Stützpfeiler übrig gelassen, sondern das gesamte Erz rausgeholt. Als Konsequenz davon fällt die Stadt Haus um Haus ins Loch. Manche hängen jedoch zu stark an ihrem Haus, so dass dieses mit dem Besitzer umzieht, teilweise auch mehrstöckige Häuser. In einem der aktuell noch verbleibenden und genutzten Häusern (der Umzug ist bereits geplant) lassen wir den Riss in unserer Frontscheibe, welcher durch einen Steinschlag entstanden ist, flicken. Dort erfahren wir viel darüber, wie der Umzug der Stadt im Detail abläuft. Im Gegensatz zu anderen Ländern zahlt die Minengesellschaft LKAB gute Preise für die Wohnungen und Häuser die verlassen werden müssen und so können sich die Leute eine neue Bleibe kaufen. Auch haben die «Umzügler» ein Vorkaufsrecht auf die neu gebauten Wohnungen und Häuser im neuen Stadtteil.

Nächstes Wochenende haben wir nochmals mit Ulf abgemacht. In der Zwischenzeit machen wir einen Abstecher nach Masugnsbyn. Dort gibt es einen alten Hochofen, welcher früher für die Verarbeitung des Erz gebraucht wurde. Um dorthin zu gelangen, muss man eine kleine Holzbrücke queren. Carole hat Bedenken, dass diese dem Gewicht unseres Magirus standhält. Wie sich später herausstellt, fahren auch die 75-Tonnen LKWs der dahinterliegenden Kalk-Grube über diese Brücke 😂. Dessen Fahrer präsentiert uns ganz stolz sein Gefährt inklusive der Beleuchtung.

Auf dem Rückweg Richtung Jukkasjärvi finden wir einen schönen Übernachtungsplatz neben einer ehemaligen Mühle und Sägewerk.

In Jukkasjärvi angekommen, trifft unser Magirus endlich mal auf einen seiner Kollegen in Form von Ulfs Lastwagen. Dieser hat schon ein paar Jahre mehr auf dem Buckel und auch schon deutlich mehr von der Welt gesehen. Er stammt aber ursprünglich auch aus der Schweiz und war bei der Betriebsfeuerwehr einer Pharmafirma im Einsatz. Das Eishotel, wofür Jukkasjärvi vor allem bekannt ist, wäre wohl im Winter spannender anzuschauen. Daher gehen wir zügig weiter zum Sami-Freilichtmuseum. Hier können echte Rentiere sowie verschiedene Behausungen und Vorratshäuser bestaunt werden. Im Gegensatz zum Museum in Jokkmokk werden hier auch weniger rühmliche Themen aus der näheren Vergangenheit aufgegriffen, so zum Beispiel die versuchte Umerziehung der Sami-Kinder in der Schule sowie Konflikte zur Nutzung der Weidegründe. Nach wie vor ist die Suizidrate unter jungen Sami-Männern relativ hoch.

Damit Carole genug Bewegung kriegt, übt sie sich im Einfangen von Rentieren mit dem Lasso. Nach einigen Versuchen gelingt dies zumindest beim unbeweglichen Holzrentier gar nicht so schlecht. Die nachfolgenden Schritte lassen wir aus und geniessen den Rentier-Burger direkt im «Sami-Zelt».

Am Sonntag zeigt uns Ulf Kiruna inklusive einem Zwischenstopp beim Fitnessparcours. Kiruna ist die Schwesterstadt von Gällivare. Auch hier fällt aufgrund der Mine die Stadt allmählich ins Loch, wobei es den Bahnhof als erstes erwischt hat. Aktuell wird ein neues Stadtzentrum mit Verwaltungsgebäuden, Hotels etc. errichtet. Die auf den Bildern ersichtliche Holzkirche soll nicht neu gebaut, sondern gezügelt werden, was wir uns angesichts der Grösse der Kirche schwer vorstellen können.

Erkenntnisse

Schwedische Rollatoren haben einige Gemeinsamkeiten mit traditionellen Schlitten.