Magirus on tour

Bauwerke aus alter und neuerer Zeit – Albanien Teil 8

März 2021

Nicht nur Ali Pascha sondern auch Enver Hoxha wusste die strategisch günstige Lage der Bucht von Palermo zu schätzen. Er baute hier eine Marinebasis sowie den einzigen albanischen U-Boot-Bunker. Die Innenseite des Bunkers, welcher sich in der Bucht von Palermo befindet, ist auch heute noch militärisches Sperrgebiet und bewacht. Die Aussenseite des Bunkers, Richtung Meer ausgerichtet, ist gut erreichbar, den Eingang in den Bunker versperrt allerdings ein riesiges Metalltor. Da Albanien ein Gründungsmitglied des Warschauer Paktes war, stationiert die Sowjetunion 12 U-Boote in Palermo. 1960/61 zerstreiten sich Albanien und die Sowjetunion, Hoxha behält aber vier der U-Boote. Gemäss Wikipedia begründete er dies damit, dass die Besatzung dieser U-Boote albanisch ist und die U-Boote somit albanisches Eigentum sind. Auch heute noch drückt diese albanische Einstellung in gewissen Lebenssituationen durch. Die U-Boote sind heute leider nicht mehr dort, nicht wie im TopGear-Special Albanien zu sehen.

Wenn wir schon mal am Meer sind, möchte Carole gerne wieder mal Meeresfrüchte essen. In einem griechischen Restaurant werden wir fündig. Allerdings merken wir, dass wir uns die albanische Art des Bestellens noch nicht so gewohnt sind. Die Beilagen müsste man extra bestellen und so kriegen wir beide einen Teller voll mit Meeresfrüchten aber ohne Beilagen oder Sauce. Der Vorteil an dieser Art der Menukarte: Jeder kann von allem ein bisschen probieren. Dies ist auch in anderen Balkanländern sehr üblich.

Damit die Strassenschilder nicht am falschen Ort aufgestellt werden, hat man entschieden, dass die Strasse überall 10% Steigung aufweist. Dies mach die Schilderproduktion und -installation deutlich einfacher und kostengünstiger. Die Geschwindigkeitsschilder für die Kurven hätte man sich ganz sparen können, denn es hält sich sowieso niemand daran. 20 km/h ist aber auch etwas gar langsam (sogar für den LKW) angesichts der nicht so engen Kurven.

Ein Highlight der Küstenstrasse ist der Llogara-Pass. Die Strasse windet sich hier in langgezogenen Serpentinen den Berg hoch bis auf 1000 m.ü.M. und bei uns lag oben sogar noch etwas Schnee. Der Ausblick aufs Meer ist gigantisch!

Vlorë ist eine schöne, saubere Touristenstadt an der Küste, wie es sie z.B. in Frankreich oder Spanien auch gibt. Für uns hat dies den Vorteil, dass es einen Selbstbedienungs-Waschsalon gibt, ev. der einzige in ganz Albanien. Wir laden die Wäsche in die Maschine und Carole nutzt die Wartezeit um sich die Haare in einem kleinen Coiffeursalon in der Nähe schneiden zu lassen. Als sie zurück kommt, ist André nicht im Waschsalon aufzufinden. Er sitzt im Restaurant nebenan und trinkt zusammen mit dem Besitzer des Waschsalons Rakia 😜. Auch Carole kommt in den Genuss von Rakia und dem dazu servierten Lammfleisch, was als Frau in Albanien (vor allem bezüglich Rakia) nicht immer selbstverständlich ist. Es bleibt nicht beim Rakia, denn wir werden auch noch zum Nachtessen im Heimatdorf des Besitzers eingeladen. Bereits im Dunkeln aber auf einer neugebauten Strasse fahren wir aufs Land. Im Restaurant angekommen, wird der Tisch sogleich reichlich gedeckt. Serviert wird «Village-Chicken» (nicht das industriell hergestellte Poulet aus dem Supermarkt!!!), Joghurtsauce, die so gut ist, dass sie es in unsere Rezeptsammlung geschafft hat, und unendlich viele Beilagen. Es gibt nicht nur reichlich zu essen und zu trinken, sondern auch viel zu erzählen. Zum Dessert gibt es ein Glas frisch gemolkene, noch lauwarme Ziegenmilch. Sobald der Teller leer ist, wird sofort wieder nachgeschöpft. Wir geben auf und lassen einen «Anstandsrest» stehen. Die beiden Gastgeber machen sich spät abends auf den Rückweg in die Stadt mit dem Hinweis, dass die Reste des Abendessens für uns für den nächsten Tag aufgehoben werden. Wir dürfen freundlicherweise auf dem Parkplatz vor dem Restaurant übernachten.

Am nächsten Morgen sind unsere Mägen noch so voll, dass wir uns nicht ins Restaurant trauen. Wir beschliessen, die nähere Umgebung zu Fuss zu erkunden und möchten uns schon davonschleichen, als wir zurückgerufen werden. Wir können das Verspeisen der Reste jedoch erfolgreich auf den Mittag verschieben. Unsere Rundtour führt uns zuerst über eine in Renovation befindliche Holzhängebrücke. Auf der anderen Seite geht es auf einem schmalen Pfad flussaufwärts. Dabei kreuzen wir eine Schafherde. Die Hunde geben uns zu verstehen, dass sie Vortritt haben. Carole steht beiseite und winkt sie freundliche vorbei. Die Hauptattraktion der Gegend ist die «Brataj Bridge», eine alte Steinbrücke über den Fluss. Man findet unterschiedliche Informationen zum Alter der Brücke, aber sie ist trotzdem sehr schön und idyllisch gelegen. Beim Mittagessen bleibt immer noch etwas vom Vorabend übrig, was wir dann einpacken und mitnehmen dürfen.

Auf dem Weg Richtung Fier treffen wir auf rollendes, westliches Kulturgut und auf stehendes östliches.

In Fier befindet sich das ehemalig grösste Ölkraftwerk Albaniens. Die Fabrik wurde in den 60er-Jahren gebaut und war bis 2007 in Betrieb bzw. ein kleiner Teil ist heute noch in Betrieb. Beim Eingangstor heisst es auf Nachfrage, man darf rein, aber nicht in den Teil, welcher noch in Betrieb ist. André geht also rein. Im Inneren wird gerade ein Bürogebäude renoviert, von welchem aus jemand auf André zukommt. Nach Zuhilfenahme weiterer Personen und dem Überbrücken der Sprachbarriere darf André für private Zwecke die Fabrik anschauen und Fotos machen. So kann er mit gutem Gewissen, geschützt vor den streunende Hunden und Informationen zu vergangenen Epochen die Anlage besichtigen.

Die Eisenbahnstrecken in Albanien werden kaum mehr unterhalten, daher ist die Strecke Richtung Ohridsee heute stillgelegt. Die Züge, welche noch lange am Bahnhof in Prrenjas standen, sind zu André’s Bedauern inzwischen aber leider weggeräumt. Das alte Bahnhofsgebäude steht jedoch noch. Bevor wir uns aus Albanien verabschieden, verbringen wir ein paar gemütliche Tage auf dem Camping Fabio in Pogradec. Im Gegensatz zur Schweiz, wo zu diesem Zeitpunkt die Restaurants noch geschlossen sind, ist hier in den Cafés und auf der Einkaufsstrasse einiges los. Im Stadtzentrum hat es grosse Informationstafeln mit Vorschlägen für Wander- und Velorouten. Dies lassen wir uns nicht entgehen und machen uns mit den Bikes auf den Weg. Die Markierung der Strecke ist leider am Anfang nicht ganz so gut, daher müssen wir uns den Weg etwas suchen. Da in den Bergen ausserdem noch Schnee liegt, fragen wir den Verkäufer eines Strassenstandes, ob man mit den Bikes den Weg weiterfahren kann. Dieser meint, der Weg sei mit den Bikes schon machbar, fragt aber, was wir denn dort oben wollen. Da gäbe es nichts, nur Berge. Dass wir genau dies möchten, hat er wohl nicht ganz verstanden. Wo es keinen Kaffee oder Rakia gibt, lohnt es sich für die Einheimischen ja auch nicht hinzugehen… Irgendwann wird uns der Weg aber dann doch zu matschig und wir drehen wieder um.

Nun freuen wir uns aber auf neue Abenteuer in Nordmazedonien.

Erkenntnisse

Die Albaner fahren am liebsten dort, wo es am wenigsten Schlaglöcher oder sonstige Hindernisse hat.

André’s Mercedes W123-Sammlung. Es gibt sie noch!

André’s Mercedes T1-Sammlung. Hiervon gibt es noch sehr viele.

Unterwegs steht immer wieder das Wort «Karotrec» gefolgt von einer Telefonnummer am Fels oder der Leitplanke neben der Strasse. So hat man die Telefonnummer des lokalen Pannendienstes immer griffbereit, auch ohne Internetzugang.

Parkiert wird in Albanien meist am Strassenrand. Die erste Reihe ist kein Problem auch für längeres Parkieren. In der zweiten Reihe sollte man den Warnblinker einschalten und die Parkdauer kurz halten. Die dritte Reihe erfordert zwingend den Warnblinker und es sollte sich kein Polizist in der Nähe aufhalten. Denn die dritte Reihe wird konsequent aufgelöst, denn das geht eindeutig zu weit 😉.

Damit auch diejenigen Bewohner, welche keinen Fernseher zu Hause haben, in den Genuss der Wahlwerbung kommen, läuft diese auf dem grossen Bildschirm mitten im Stadtzentrum.

Hier in Albanien werden die Strommasten ohne Helikopter aufgestellt, das heisst, es müssen Strassen gebaut werden.