Magirus on tour

Birkenrindengefässe

Vor dem Plastikzeitalter musste man bezüglich Aufbewahrungsgefässen kreativer sein als heutzutage. Die Ureinwohner Skandinaviens, die Samen, haben sich mit Birkenrinde beholfen. Diese ist, wenn man die äusserte Schicht wegschneidet, sehr flexibel. So kann man die vielen Beeren, welche man überall in Skandinavien findet, super aufbewahren.

Auswahl der Rinde

Je nach gewünschtem Durchmesser des Gefässes muss eine entsprechend Dicke Birke gefunden werden. Da man die gesamte Rinde benötigt, kommen nur umgefallene Bäume in Frage. Idealerweise kann man die Rinde von einem Teil vom Stamm ernten, der keinen Bodenkontakt hat oder dass der Baum erst kürzlich umgefallen ist. Ansonsten ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass der am Boden liegende Teil der Rinde vermodert ist. Ausserdem geht das Verarbeiten der Rinde besser, wenn es möglichst keine Äste hat und wenn die Rinde möglichst glatt ist.

Entfernen der Rinde

Hat man einen geeigneten Baum entdeckt, so muss man mit einem scharfen Messer rings um das gewünschte Stück Rinde bis auf das Holz durchschneiden. Anschliessend kann man vorsichtig die Rinde vom Holz lösen.

Vorbereiten der Rinde

Die losen Stücke aussen an der Rinde sowie die Verhärtungen innen an der Rinde müssen entfernt werden, damit die Rinde schön biegsam für die weitere Verarbeitung wird. Dabei muss man aufpassen, dass man möglichst keine Löcher in die Rinde macht, was nicht immer ganz einfach ist.

Einschneiden der Rinde

Das Einschneiden und anschliessende zusammenfügen der Rinde funktioniert ein bisschen wie ein Reissverschluss (siehe Bilder). Dieses Muster haben wir aus dieser Dokumentation von Ray Mears, es gibt aber sicher auch andere mögliche Varianten. Diese Version braucht ziemlich viel Material und der Umfang wird entsprechend reduziert, dafür hält es sehr gut zusammen. Wir haben uns zuerst eine Papiervorlage gemacht, um das Vorgehen an einem leichter verfügbaren Material zu üben. Es wäre doch sehr schade, wenn die Rinde falsch geschnitten würde. Zum Spannen der Rinde beim Trocknen braucht man ein Rundholz, welches etwas länger als das geplante Gefäss und im Durchmesser etwas kleiner ist. Das Rundholz wird mit einer Axt geviertelt. Damit das Holz schön spaltet, sollte es möglichst gerade gewachsen sein und keine Astansätze aufweisen.

Zusammenkleben und spannen der Rinde

Die Rinde könnte nur durch das Reissverschlusssystem zusammengehalten werden. Allerdings sind wir mit Ray Mears einverstanden, dass wenn wir schon ein so kostbares Naturmaterial verarbeiten, wir dieses so robust wie möglich machen möchten. Etwas Holzkleber führt dazu, dass das Gefäss noch besser zusammenhält und noch robuster wird. Damit die Rinde möglichst grossflächig aufeinander klebt, spannt man diese mit dem geviertelten Holzstück und Keilen auf beiden Seiten (siehe Bilder). Das Holzstück wird mit Klarsichtfolie oder einem anderen nicht-klebenden Material umwickelt, damit der Holzleim es nicht mit der Rinde zusammenklebt.

Deckel & Boden für das Gefäss

Sobald der Kleber gut getrocknet ist, kann das Gefäss «ausgepackt» werden. Damit man das Gefäss befüllen kann, braucht es noch einen Boden und einen Deckel. Diese haben wir aus einem selbst hergestellten Birkenbrett geschnitzt. Dazu die Bodenfläche des Gefässes auf das Holz übertragen und das Holz entsprechende zurechtschnitzen. Man kann das Holzstück leicht keilförmig machen, damit es besser eingefügt werden kann. Der Boden wird ringsum ebenfalls mit Holzkleber mit der Rinde verklebt. Für den Deckel wählt man das gleiche Vorgehen, allerdings wird dieser nicht verklebt. In der Mitte des Deckels kann man einen Schlitz rausschnitzen, in dem man ein Lederband oder ein Stück Fell als Griff befestigen kann. Carole’s erster Versuch war ein Stück Birkenrinde als Griff, dies hat aber nicht lange gehalten.