Magirus on tour

Der Reiter von Madara – Bulgarien Teil 3

Mai 2021

Wir möchten gerne an die Schwarzmeerküste, bevor die bulgarischen Sommerferien anfangen. Deshalb fahren wir von Targovishte aus Richtung Osten. Einen ersten Halt legen wir beim Reiter von Madara ein. Jeder Bulgare hat uns gesagt, wir müssen unbedingt diese Sehenswürdigkeit, welche als Uncesco Weltkulturerbe gelistet ist, besuchen. Das 23m über dem Boden angefertigte Relief zeigt den Bulgaren Khan Tervel hoch zu Ross. Das Relief und die daneben eingravierte Inschrift wurden ca. 705 n. Chr. erstellt und sind somit die ersten schriftlichen Überlieferungen in bulgarischer Sprache. Die Bulgaren schwärmten von diesem Monument und für sie ist es faszinierend, wie man damals in 23m Höhe am senkrechten Fels ein solches Kunstwerk erbauen konnte. Wenn man sich jedoch überlegt, dass bereits 600 Jahre vorher in Rom das Kolosseum erbaut wurde, welches sogar 48m hoch ist, und welche Technik dafür notwendig war, ist der Reiter von Madara plötzlich nicht mehr so spektakulär. Auch das direkt unter dem Reiter angebrachte massive Gerüst, welches heutzutage nicht mehr betreten werden darf, trübt etwas unsere Faszination. Der anschliessende Aufstieg durch die Felsen zum auf dem Hügel gelegene Fort und die tolle Aussicht gefallen uns da fast besser. Gemäss Informationstafel sind zwei Meter hohe Mauern im Originalzustand erhalten. Entweder war der Messstab nicht mehr kalibriert oder sie haben die Tatsache, dass einige Steine offensichtlich im Nachhinein hinzugefügt wurden, ignoriert… Wie an vielen Felswänden in Bulgarien gibt es auch hier einige Höhlenkloster mit zum Teil spektulären Zustiegen.

Wie es der Zufall will, ist heute in Madara auch noch ein grosses Volksfest. Da wir nicht wissen, was gefeiert wird, fragen wir eine Besucherin. Diese hält uns wohl für leicht beschränkt und meint «Natürlich der Georgitag». Nach kurzer Recherche finden wir heraus, dass am Georgstag in Bulgarien der «Tag der bulgarischen Armee» gefeiert wird. Die Feier ist in Madara sogar noch etwas grösser, weil auch die örtliche Kirche St. Georg geweiht ist. Während in der Schweiz Veranstaltungen ohne Abstand auf 15 Personen beschränkt sind, ist hier jeder willkommen. Es gilt die «3G-Regel», es wird getanzt, gespiesen und gesungen. Eine kleine Theateraufführung, welche den Sieg über die Türken zelebriert inkl. Gewehrschüsse in die Luft, gibt es auch noch. Im Anschluss dürfen wir sogar Fotos mit einem der Schauspieler machen. Natürlich setzen auch wir uns auf die Schaukel, da dies gute Gesundheit bringen soll. Wie es der Zufall will, treffen wir sogar noch ein OL-Läufer-Ehepaar, welche in der gleichen Kategorie wie wir am Wettkampf gestartet sind.

Unterwegs füllen wir am Strassenrand wie so oft unsere Wassertanks an einer Quelle. Mittels PET-Flaschen wäscht neben uns ein Bulgare seinen VW-Golf. Als unsere Tanks voll sind, stellen wir ihm unseren Schlauch mit der Pumpe zur Verfügung. Er ist sichtlich erfreut und das Waschen geht so deutlich leichter.

Ein Höhlenkloster, welches bei unserer Recherche besonders spektakulär ausgesehen hat, ist das Shashkanite manastir. Wir wählen den Zustieg über das Ovech Fort, welches alleine schon einen Besuch wert ist. Es gibt hier sogar informative Informationstafeln, was in Bulgarien keine Selbstverständlichkeit ist. Der Weg zum Höhlenkloster ist nicht so einfach zu finden, da der Weg weggepflügt wurde. Als wir bei der Brücke, welche zu den Höhlen führt ankommen, wissen wir auch, warum das so ist. Denn der Zugang ist eigentlich mal verschlossen worden. Jemand hat die Absperrung aber wieder aufgeschnitten, so dass wir, nach Belastungstest der Brücke durch André, beide das Höhlensystem erkunden können.

Abends treffen wir nach längerer Zeit wieder mal andere Reisende und verbringen einen gemütlichen Abend am Feuer.

Erkenntnisse

Für all jene, welche den Kyrillischkurs gemacht haben, gibt es hier einen kleinen Test. Wer weiss, aus welchem Land dieser Kaffee kommt und um welche Sorte es sich handelt.

Der Verlauf der Landesgrenzen in Osteuropa ist etwas umstritten. Wir lernen, dass der Sänger am Dorffest aus dem anderen Teil von Bulgarien kommt. Dass damit Nordmazedonien gemeint ist, erstaunt uns ein wenig.

Sowjetfahrzeuge