Magirus on tour

Dieselkocher

Beim Kauf des LKW’s war bereits ein Wallas 95D Dieselkocher verbaut. Dieser hat funktioniert und blieb deshalb auch drin. Der Dieselkocher ist aber der Ausrüstungsgegenstand, welcher auf unserer bisherigen Reise mit Abstand am meisten Probleme verursacht hat!

Problem Nr. 1: Kaltstart

Anfangs war das Problem, dass er bei kälteren Temperaturen nicht startete. Das heisst, man wacht morgens auf und braucht unbedingt einen warmen Kaffee. Ohne Heizung oder mit reduzierter Heizung in der Nacht ist es morgens noch frisch und auch der Wallas Kocher hat Mühe, in die Gänge zu kommen. So kommt es, dass der erste Startversuch nicht von Erfolg gekrönt ist. Der Kaffee verzögert sich, was für die allgemeine Stimmung vorallem auf André’s Seite alles andere als förderlich ist! Der zweite Startversuch war dann meistens erfolgreich, weil der Kocher vom ersten Startversuch bereits etwas vorgewärmt war. Wir haben dann im Winter jeweils etwas Petrol (Petrol hat einen deutlich tieferen Flammpunkt als Diesel und entzündet sich deshalb leichter) dem Diesel zugemischt und so war das Problem zumindest temporär gelöst.

Problem Nr. 2: Glühstiftüberwachung

Als nächstes hat die Glühstiftüberwachung den Startversuch unterbunden. Das herauszufinden war gar nicht so einfach, da das Kontrollpanel wenig Informationen liefert. Mit einem Schaltplan und einem Multimeter konnte jedoch eindeutig die Glühstiftüberwachung als Fehlerquelle identifiziert werden. Die älteren Versionen des Kochers hatten gar keine Glühstiftüberwachung, also wurde diese kurzerhand überbrückt. Siehe da, der Kocher lief wieder!

Problem Nr. 3: Glühstift

Aber nur für kurze Zeit, denn dann war der Glühstift defekt. Diesen hatten wir als Ersatzteil dabei und nach dessen Tausch lief der Kocher wieder einwandfrei. Heute wissen wir, dass das Problem wohl von Anfang an der Glühstift selber war, welcher immer etwas schlechter wurde. Denn nach dem Austausch des Glühstifts läuft der Kocher auch bei tiefen Temperaturen ohne Beimischen von Petrol problemlos an! Auch die Glühstiftüberwachung hat wohl ordentlich ihren Dienst getan und einen “defekten” Glühstift detektiert. Der 10 Liter Dieseltank befindet sich übrigens im Wohnaufbau, so dass der Diesel sicher nicht «einfriert».

Problem Nr. 4: Dieselpumpe

Weiter ist einmal die Dieselpumpe ausgefallen. Diese war uns als Ersatzteil zu teuer, weshalb wir keinen Ersatz dabei hatten. In Albanien eine Dieselpumpe für einen Wallas Dieselkocher zu finden haben wir erst gar nicht versucht. André, alias McGyver, konnte jedoch die Kabel der Dieselpumpenwicklung mit Malerklebeband hochprofessionel voneinander galvanisch trennen und so die Pumpe wieder zum Leben erwecken.

Problem Nr. 5: Unterspannung

Ein weiteres mal war lief der Kocher nicht, weil er eine Unterspannung detektiert hatte. Da muss man aber fairerweise sagen, dass das nicht das Problem des Dieselkochers war, sondern die Schrauben im Innern des Solarladereglers von Werk aus zu wenig angezogen waren. Der zartbesaitete Dieselkocher hat diesen Missstand aber als Erster detektiert, die anderen Geräte liefen alle noch….

Problem Nr. 6: Lüfter

Desweiteren ist einer der beiden Antriebsmotoren des Heizungslüfters ausgefallen. Der musste abgehängt werden, nun läuft der Lüfter halt nicht mehr ganz so schnell. Auf die Kochfunktion hat dies keinen Einfluss, da gibts einen separaten Lüfter, welcher die Verbrennungsluft nach aussen befördert.

Der Dieselkocher hat im Innern verschiedene Potentiometer (Taktfrequenz Dieselpumpe, Temperaturüberwachungeinstellungen usw.) an welchen der Ingenieur mit mehr oder weniger Wissen fröhlich drehen, sich verschiedene Szenarien ausdenken und diese anschliessend wieder verwerfen kann. Ich glaube wir schliessen das Kapitel gleich wieder….

Sonstige Nachteile:

  • Ein Kaffee mit der Bialetti Maschine dauert 15 min, weil der Kocher eine lange Aufheizzeit hat.
  • Die Heizleistung ist bescheiden. Sie wird mit 1800 Watt angegeben, das sind aber beide Platten zusammen. Es wird aber nur links aktiv geheizt, die rechte Platte wird “nur” durch die Abwärme warm. Sprich links hat man ca. 1200 Watt und rechts 600 Watt. Man hat also nicht «nur» 1.5 Wärmeplatten, sondern die linke wird auch nicht wirklich heiss, damit man ein Fleischstück scharf anbraten könnte.
  • Nicht nur die Aufheizzeit ist lang, sondern die Abkühlphase genauso. Im Winter ist das ok, aber im Sommer wird extrem viel Wärme für nichts produziert und der Wohnaufbau heizt sich entsprechend auf.
  • Viel Elektronik und Elektromotoren welche nach ca. 20 Jahren etwas schwächeln.

Es gibt aber doch auch ein paar Vorteile:

  • Während der Abkühlphase kann man bei geschlossenem Deckel wunderbar das Handtuch trocknen. Das funktioniert tatsächlich einwandfrei!
  • Man kann und darf den Kocher auch als Heizung verwenden, sofern man den optionalen Deckel mit Gebläse hat. Sobald der Deckel geschlossen wird, bläst der Lüfter Luft über das Ceranfeld und bläst so warme Luft in den Wohnraum. Da die Verbrennungsluft über einen Auspuff nach aussen transportiert wird, funktioniert das gut.
  • Man braucht keinen zusätzlichen Treibstoff. Der LKW, die Heizung und der Kocher laufen mit Diesel und man muss kein Gas besorgen. Man hat also kein Problem mit verschiedenen Gasflaschen oder verschiedenen Anschlüssen.
  • Der Dieselverbrauch ist echt niedrig. Er beträgt 0.09 bis 0.19 l/h. Der 10 Liter Tank hält gut 2 Monate und man hat ja auch immer “ein klein wenig” Diesel dabei.

Fazit

Es ist etwas eine Hassliebe. Zum Glück haben wir den Dieselkocher nicht kaufen müssen, der kostet neu mit Heizdeckel ca. 1500 Euro! Im Sommer haben wir uns für weniger als 20 Euro eine elektrische 500 Watt Kochplatte gekauft. Damit kann man super Kaffee und auch Teigwaren kochen. Im Sommer gibts mehr als genügend Strom um elektrisch zu kochen. Unser Motto: Jede Betriebsstunde welche beim Dieselkocher eingespart werden kann, verlängert die Zeit bis zum nächsten Problem…

Trotzdem hat der Dieselkocher entscheidende Vorteile, so muss man sich zum Beispiel nie um Gas kümmern und auch keine Gasprüfung machen. Auch hat man immer genügend Treibstoff dabei. Eine Alternative wäre eine Induktionsplatte. Im Sommer hat man dafür mehr als genügend Strom durch die Solarpanels und grosse LiFePo4 sind heute, sofern man sie selber baut, auch nicht mehr so teuer. Ein Doppelinduktionsfeld kann man in jedem Ikea für 50 Euro kaufen, also ist die Ersatzteilversorgung eigentlich weltweit gegeben. Einzig einen starken Wechselrichter braucht man. Ein Problem ist jedoch, dass bereits im Herbst bei schlechtem Wetter im Norden (zum Beispiel Norwegen) so gut wie kein Solarstrom mehr rein kommt. Wir hatten im September/Oktober in Norwegen für ca. 2 Wochen noch ca. 3% der Peakleistung, sprich da kommt gar nichts mehr. Da braucht man dann entweder riesig grosse Akkus, man fährt jeden Tag oder man hat einen Generator dabei.

Wie so oft gibt es die eierlegende Wollmilchsau nicht. Ein mobiles Induktionsfeld im Sommer mit entsprechendem Wechselrichter/Akku und ein fest installierter Dieselkocher für im Winter kommt dem wohl relativ nahe.