Magirus on tour

Greifzug-Grosseinsatz – Bulgarien Teil 6

Mai 2021

Wie im letzten Bericht erwähnt, müssen wir dringend wieder mal waschen. Varna ist aber die erste Stadt auf unserer Reise, in der wir keinen Self-service Waschsalon finden, sehr zum Leidwesen von Carole… Also wagen wir das Experiment «Wäsche waschen lassen». Wir sind ziemlich erstaunt über die Waschmittelauswahl, welche uns zur Verfügung steht und können uns fast nicht entscheiden. Die freie Zeit bis zur Abholung am nächsten Tag nutzen wir, um auch im Baumarkt wieder Nachschub zu besorgen. Auf dem Parkplatz dürfte man zwar wohl nicht übernachten. Da es aber keine Schranke und kein allzu offensichtliches Verbotsschild gibt, suchen wir uns trotzdem eine ruhige Ecke und richten uns für die Nacht ein. Doch nach dem Abendessen klopft es plötzlich an unserer Tür. Wir denken schon, dass uns ein leicht genervter Security erwartet. Umso überraschter sind wir hingegen, als wir einen Vater mit seinem Sohn sehen. Er spricht sogar ein wenig Deutsch und erklärt, dass er unseren Zettel an der Türe gelesen habe. Er besitze ein «Château» und könne unsere Hilfe gut brauchen. Wir wissen zwar nicht genau, was er mit «Château» meint, lassen uns aber zeigen, wo dieses steht und verabreden uns für den nächsten Tag.

Die Wäsche ist pünktlich bereit und so fahren wir schon bald wieder zurück Richtung «Golden Sands». Eigentlich kommen wir ja aus dieser Richtung und wollten weiter der Küste entlang Richtung Süden fahren. Aber wir haben ja Zeit und freuen uns immer, neue Leute kennen zu lernen. Das «Château» entpuppt sich (wie wir eigentlich vermutet haben) als Schrebergarten, etwas versteckt im Wald. Die Parknischen davor sind nicht unbedingt für LKW-Wohnmobilmasse gedacht, darum braucht es Einiges an Präzision beim Parkmanöver von André. Anschliessend zeigt uns Steljan sein kleines Reich.

Er würde gerne eine Zufahrt bauen, um mit seinem Auto im Garten parkieren zu können. Das Land vor dem Garten gehört nämlich nicht ihm und wie lange er da noch das Auto stehen lassen darf, weiss er nicht. Für dieses Bauvorhaben müssen einerseits viele Sträucher weichen. Andererseits stehen auch ein paar, teilweise ziemlich imposante, Bäume im Weg. Diese würde er gerne mit den Wurzeln rausziehen, so dass er anschliessend den Boden ebnen kann. Ob wir denn eine Seilwinde hätten. Eine Seilwinde besitzen wir zwar nicht, aber, fast noch besser, einen Greifzug. Dieser ist nicht fix am Fahrzeug verbaut und kann daher ganz flexibel dort installiert werden, wo er gerade gebraucht wird. Nach einem kurzen Vertrautmachen mit dessen Anwendung (wir haben ihn bisher noch gar nie gebraucht) schreiten wir gleich zur Tat. Erst kleinere und dann immer dickere und höhere Bäume müssen weichen und der Greifzug wird schon fast unser neues Lieblingswerkzeug.

Auch Steljan ist erfreut über den unerwartet raschen Fortschritt. Zum Dank werden wir mit bulgarischen Spezialitäten versorgt. Einmal schaut sogar noch das Kamel vorbei, welches auf dem Nachbargrundstück lebt. Der Sohn von Steljan ist eher fasziniert von all den Schaltern, welche man drücken und Türen, welche man öffnen kann in unserem Magirus. Wir kriegen ihn jeweils fast nicht mehr dazu, wieder raus zu gehen. Zum Glück gibt es das «Balkan-Universalwort» Hajde (Lass uns gehen), welches auch in Bulgarien wunderbar funktioniert 😜.

An einem Morgen, Steljan ist noch nicht da, hält plötzlich ein Polizeiauto vor dem Garten. Gleich zu viert sind die Beamten angerückt. Wir verstehen zuerst nicht ganz, was sie wollen. Es stellt sich dann heraus, dass wir der Grund sind. Jemand habe angerufen, dass wir Wäsche draussen aufgehängt haben und überhaupt, was wir hier machen. Wir versuchen den Beamten zu erklären, dass wir Besucher von Steljan sind und ihm ein bisschen im Garten helfen. Ob Steljan denn heute auch noch komme, will der Beamte wissen. Der Nachbar hat ihm jedoch schon angerufen und bald ist auch Steljan vor Ort. Er unterhält sich ein bisschen mit den Beamten und anschliessend fahren diese, anscheinend zufrieden, wieder los. Wie sich herausstellt, waren dies die verantwortlichen Quartierpolizisten. Steljan hat den Garten erst vor kurzem vom den Schwiegereltern übernommen und die Polizei wollte ihn mal kennenlernen. Man muss ja informiert sein, wer hier so ein und aus geht 😜.

Nach ein paar Wartungsarbeiten an unserem Magirus und den Bikes verabschieden wir uns von Steljan und fahren nun definitiv Richtung Süden. Zu André’s Freude dürfen wir uns noch einen schönen Baumstamm aussuchen, den wir auf der Stossstange befestigen. Doch mehr dazu im nächsten Bericht. Wir fahren an Varna vorbei nach Kosharitsa. Hier soll es einen alten, verlassenen Eisenbahntunnel mit einem imposanten Eingangstor geben. Wir sind gespannt, was uns erwartet.


Erkenntnisse

Oh, es Kamel 😜

Mit dem Rennrad auf der Autobahn zu fahren, scheint in Bulgarien nicht ungewöhnlich zu sein. Wahrscheinlich gibt es keine andere Strasse in dieser Gegend und die Radfahrer werden daher toleriert.


Sowjetfahrzeuge

Auch diesmal hat es leider kein Sowjetfahrzeug, dafür gibt es ein Sowjetdenkmal.