Magirus on tour

Grenzgebiet – Bulgarien Teil 8

Mai 2021

Von den Handwerkern haben wir den Tipp erhalten, ganz in den Süden der Küste zum Silistar-Nationalpark zu fahren. Da wir erst am Nachmittag aufbrechen, fahren erst Mal nur bis zu Alepu-Strand. Hier gibt es viel Platz, um mit dem Magirus direkt am Strand zu übernachten (zumindest in der Nebensaison). Hier treffen wir zwei Franzosen, welche auch etwas länger unterwegs sind. Sie erzählen uns, dass sie aufgrund ihrer Nationalität an jedem Grenzübergang des Drogenschmuggels verdächtigt werden und das Fahrzeug ausräumen müssen. Da haben wir es als Schweizer wohl etwas leichter. Zusammen degustieren wir das Nationalgetränk Bulgariens, Boza. Dieses besteht aus fermentiertem Getreide (ursprünglich Hirse), ist recht zähflüssig und ist leicht alkoholisch. Interessanterweise hat es oft ein Kleinkind auf der Flasche abgebildet 😜… Ausserdem soll das Getränk bei Frauen zu einer vergrösserten Oberweite führen. Zum Leidwesen André´s schmeckt das Getränk Carole überhaupt nicht. Doch auch André schafft es trotz anfänglichen Beteuerungen nicht, die Flasche auszutrinken. Auch die Franzosen zeigen wenig Begeisterung.

Am nächsten Tag fahren wir Richtung Silistar. Die Handwerker haben gemeint, wir sollen nicht auf den Campingplatz fahren, sondern etwas weiter. Dort soll es einen kleinen Waldweg geben, der zu einer noch schöneren Bucht führt (und von den Bulgaren zum Sand klauen benutzt wird). Sie sind zuversichtlich, dass wir dort mit unserem LKW durchkommen sollten. Carole fährt also am Abzweiger zum Campingplatz vorbei und wir halten Ausschau nach der Forststrasse. Genau dort, wo wir abbiegen sollen, taucht allerdings ein vorgelagerter Grenzposten auf. Diese wurden errichtet , um die Flüchtlingsströme über die Balkanroute in den Griff zu bekommen. Wir hatten aber die Information, dass der Posten erst im nächsten Dorf kommt und waren daher ziemlich überrascht. Carole weiss nicht so recht, was sie sagen soll und André sagt einfach gar nichts. Beim Fahren an den Strassenrand überfährt Carole zudem einen Pylon, was beim Grenzwächter nicht so gut ankommt. Carole rettet sich, indem sie sagt, sie habe den Abzweiger zum Campingplatz verpasst. Wir haben Glück, dass der Grenzwächter nicht so ortskundig ist und nicht weiss, dass man das Schild zum Campingplatz fast nicht übersehen kann. Carole wendet und fährt zurück auf den Campingplatz. André ist ganz und gar nicht erfreut über die Tatsache, dass das Offroadabenteuer ins Wasser fällt und schweigt beleidigt. Carole geht Wandern, André fotografieren. Ein paar Stunden alleine tun manchmal gut…

Der Campingplatz ist teuer für das, was angeboten wird. Daher bleiben wir nur eine Nacht. André entdeckt einen Fluss, der mit sehr wenig Gefälle ins Meer mündet und deshalb auch stromaufwärts paddelbar aussieht. Der Fluss weist tatsächlich sehr wenig Strömung auf, was auch den Schildkröten gefällt. Wenn man sich ihnen zu stark nähert, springen sie mehr oder weniger akrobatisch ins Wasser. Wir hatten bisher den Fluss für uns alleine und sind daher etwas überrascht, als nach einer Flussbiegung plötzlich jemand am Flussufer steht und sein grosses Geschäft erledigt. Entsprechend schauen wir nicht so genau hin und paddeln weiter. Erst als er uns aufgeregt nachruft, halten wir inne. Zuerst begreifen wir nicht, was er von uns will, bis wir merken, dass er Grenzwächter und nicht wie angenommen ein Fischer ist. Er fragt: «English?» Wir bejahen und denken, dass er nun auf Englisch wechselt. Da dies nicht passiert, merken wir, dass er wissen wollte, ob wir Engländer sind. Wir erklären ihm, dass wir Schweizer sind, sagen ihm wo wir hinfahren und dürfen dann unsere Fahrt fortführen. Als Schweizer scheint man tatsächlich einen Bonus zu haben. Irgendwann ist der Fluss von umgestürzten Bäumen blockiert und so legen wir den Rest der Strecke zu unserem Mittagsrastplatz zu Fuss zurück. Genüsslich das Mittagessen am mampfen, treffen wir wieder auf den Grenzpolizisten. Er entschuldigt sich nochmal für unsere erste Begegnung und erklärt uns, dass hier öfters Schmuggler die kleinen Waldpfade benutzen. Entsprechend dem Motto «picking the low-hanging fruit» sammeln wir auf dem Rückweg Holunderblüten direkt vom Boot aus.

Wenn wir eines haben auf unserer Reise, dann ist es viel Zeit. Daher nehmen wir nicht den schnellen Weg über Hauptstrassen in die Rhodopen sondern den kürzeren, aber wesentlich langsameren über kleine Nebenstrassen. Dabei entdeckt Carole ihr neues Spezialgebiet: «Ab durch die Bäume». Ein weiterer Vorteil: Wir müssen uns für einige Tage nicht um das Lösen der Maut bemühen. Unterwegs machen wir halt bei einer alten Grabstätte. Wo diese genau war, wissen wir leider nicht mehr. Gemütlich gelangen wir so nach Madzharovo.


Erkenntnisse

Es hat eine Weile gedauert, bis wir uns sicher waren, wofür diese Dinger gedacht sind.

Der von uns Irokesenvogel genannt, bevorzugt es, davon zu rennen statt zu fliegen.

Schleichwege / Abkürzungen sind oft zu Beginn gut, zur Mitte hin immer schlechter und ab der Mitte wieder immer besser befahrbar. Dies liegt wohl daran, dass niemand die ganze Strasse fährt, sondern jeweils nur vom Hauptstrassenabzweiger bis zu einem der Dörfer / Häuser. Daher ist die Mitte der Abkürzungen am schlechtesten in Stand gehalten.


Sowjetfahrzeuge

Leider wieder keines, nur eine bulgarische Baustelle ganz ohne Sowjetfahrzeuge…