Magirus on tour

Kleiner Umweg – Nordmazedonien Teil 7

April 2021

Über die orthodoxen Ostern möchten wir in Bulgarien an einem Mehrtages-OL teilnehmen. Für die Einreise nach Bulgarien brauchen wir aber einen PCR-Test. Die Botschafterin hat für uns in Erfahrung gebracht, dass man in Strumica (nahe an der bulgarischen Grenze) einen solchen machen kann.

Auf dem Weg dorthin möchten wir an einem See einen Übernachtungsplatz suchen. Dies ist jedoch gar nicht so einfach, da es an den möglichen Plätzen entweder Ferienhäuser, Matsch oder tiefhängendes Gestrüpp hat. Also entscheiden wir uns doch, heute schon nach Strumica zu fahren. Der direkte Weg führt durch eine Schlucht. Schon der ausgewaschene Weg am Anfang führt bei Carole zu einer merklichen Steigerung der Herzfrequenz. Als dann auch noch ein grosser Felsbrocken im Weg liegt, verlässt Carole die Motivation. André probiert trotzdem irgendwie vorbei zu fahren, aber weil der Felsbrocken genau in der Kurve liegt, ist es nicht möglich. Ob die Strasse besser wird, wissen wir nicht, weshalb wir auf das Verrücken des Felsbrockens verzichten. Den ganze Weg rückwärts zurück fahren (ca. 3 km) ist auch nicht wirklich eine Option, weshalb André wieder mal ein «Austin Powers»-Wendemanöver machen muss. Also fahren wir doch einfach auf der Hauptstrasse nach Strumica.

Pünktlich zu den angegeben Testzeiten finden wir uns am nächsten Vormittag vor dem medizinischen Zentrum ein. Man kann keine Termine vereinbaren und so stellen wir uns in die Reihe mit den anderen wartenden vor der Schiebetüre. Eigentlich warten alle schön brav in der Reihe, bis eine Babuschka (russisch für Grossmutter, in unserem Sprachgebrauch synonym für jede ältere Frau) kommt. Diese stellt sich unwissend, fragt wie das Vorgehen ist und bleibt dann direkt vor der Schiebetüre stehen. Als die Tür das nächste Mal aufgeht, drängelt sie sich vor und geht einfach rein. Zu unserem Erstaunen hält sich die Gegenwehr der anderen Wartenden in Grenzen und auch wir als «Gäste» im Land sagen natürlich nichts. Sie wird jedoch schnell wieder raus geschickt, weil sie kein Bargeld dabei hat. Als wir an der Reihe sind, steht sie wieder startbereit neben der Schiebetür, diesmal mit Bargeld. Als die Türe aufgeht, nutzen wir unsere altershalber schnellere Reaktionszeit und können das Duell für uns entscheiden. Der Arzt hat, wie man es auch bei uns gewohnt ist, komplette Coronaschutzausrüstung an: Handschuhe, Visier und Maske. Der Test geht ruckzuck, aber bei Carole’s Nase meint er: You have a problem. Was das Problem ist, wird nicht näher erläutert. Als wir danach mit Karte zahlen wollen, heisst es, wir sollen in zwei Stunden wieder kommen, wenn die öffentliche Testzeit vorbei ist. Jetzt dauere dies zu lange und draussen hätte es noch viele Leute die anstehen. Als wir nach zwei Stunden wieder kommen, wissen wir, warum. Der Bezahlvorgang dauert ziemlich lange und wir müssen noch irgendwelche Formulare ausfüllen.

Da die Testergebnisse erst am Abend vorliegen werden, haben wir Zeit die Stadt anzuschauen. Wie so oft, zieht es uns zuerst auf den lokalen Markt. Dort möchten wir als sehr kleiner Zweipersonenhaushalt 6 Eier kaufen. Diese Zahl führt zu einiger Verwunderung. Der Mazedonier kauft Eier im 30er-Karton. Nun gibt es zwei Probleme. Erstens wie viel kosten 6 Eier und das weitaus grössere Problem, wie sollen sie verpackt werden. Wir erkennen die Problematik und erhöhen auf 10 Eier. Die Lage entspannt sich und wir kriegen die 10 Eier im halbierten Eierkarton. Der Rest des Tages verläuft unspektakulär.

Als wir abends die Resultate abholen sollen, sind diese noch nicht bereit. Um die Zeit zu überbrücken, gesellt sich der Arzt zu den Wartenden. Es wird gequatscht und geraucht, alles natürlich ohne Schutzausrüstung. Wenn eines der Resultate positiv ausfallen sollte, haben spätestens jetzt alle den Virus…

Unsere Resultate waren zum Glück beide negativ und so machen wir uns voller Vorfreude am nächsten Tag auf zur bulgarischen Grenze. Die bulgarischen Grenzbeamten wollen von uns wissen, wo die Reise hingeht. Wir verstehen die Frage nicht ganz und antworten, dass wir Bulgarien bereisen wollen. Das war leider die falsche Antwort, der Grenzbeamte meint, das gehe nicht. Es gäbe keinen Arzt an diesem Grenzübergang, welcher den PCR-Test kontrollieren könne. Weshalb ein Grenzbeamter alle anderen Papiere kontrollieren kann den PCR-Test jedoch nicht, erschliesst sich uns zwar nicht ganz, aber wir fangen gar nicht erst an, zu diskutieren. Sie schicken uns zum Grenzübergang in Deve Bair. Dies bedeutet für uns einen Umweg von 200 km und der PCR-Test ist ja auch nicht ewig gültig… Wir sehen aber auch schnell das Positive, so kommen wir doch noch nach Kratovo, welches wir zuvor ausgelassen hatten. Kratovo ist bekannt für seine historische Altstadt und die Steintürme, welche früher von den Stadtwächtern benutzt wurden. Wir stärken uns an einem kleinen Snackstand und schlendern durch die Altstadt.

Ob wir es im zweiten Versuch über die Grenze nach Bulgarien geschafft haben, erfahrt ihr im nächsten Bericht.

Erkenntnisse

Die Mazedonier sind sehr hilfsbereit. Es kommt ab und zu vor, dass wir am Strassenrand stehen und ein Auto neben uns anhält. Wir als Schweizer dachten zuerst immer, es hätte jemand etwas dagegen, dass wir hier übernachten. Es stellt sich dann aber schnell heraus, dass sie dachten, wir hätten ein Problem und bräuchten Hilfe. Einige haben sich danach sogar entschuldigt, dass sie uns mit ihrer Frage aufgehalten haben…

90% der Mülltonnen in Nordmazedonien sind defekt. Aber immerhin hat es welche.

Der Hamburger im Balkan hat immer Pommes drin und oft auch viel Sauce.

Früher waren die Mini-Vans wirklich noch «mini».

Die Passstrasse ist mit einer Maximalgeschwindigkeit von 30 km/h signalisiert, aber auf der linken Spur in der Überholzone muss man mindestens 50 km/h schnell fahren. Wie das gehen soll, müsste uns die mazedonische Polizei mal erklären.