Magirus on tour

Mit dem Magirus an die Ostsee – Polen Teil 2

November 2020

Es ist zwar nicht mehr wirklich «Strandsaison», trotzdem fahren wir Richtung Ostsee zu den Wanderdünen von Leba. Auf dem Weg dorthin kommen wir zufällig beim Fort Marian vorbei. André hat sich das schon mal rausgesucht, dann aber wieder vergessen. Dabei handelt es sich um ein Museum / Schrottplatz (wobei Carole findet, dass es Schrottplatz eher trifft…), welcher aus der Sendung «Steel Buddies» auf DMAX einigen bekannt sein dürfte. Zu sehen gibt es die «Mutts» die dort aufbereitet werden sowie halbe Flugzeuge, Panzer, Helikopter und viele verschiedene Militärfahrzeuge. Da wir noch nach einem Drucksensor für unseren Magirus fragen, gibt es noch eine kurze Führung durch die Werkstatt inkl. Update bezüglich Fortschritt des zerschnittenen Jackals sowie ein Erinnerungsfoto mit dem Chef.

Wir haben vorgängig auf der Karte ausgekundschaftet, wo wir mit unserem Magirus in Leba übernachten könnten. Es sind sehr viele Campingplätze eingezeichnet und Carole zweifelt daran, dass es diese alle gibt. Dort angekommen wird jedoch deutlich, dass es die Plätze sehr wohl gibt, jetzt aber alle schon geschlossen sind. Wir können jedoch problemlos auf einem Parkplatz stehen. Ausserhalb der Saison in Polen unterwegs zu sein, hat den Vorteil, dass Nationalparks und Parkplätze meistens kostenlos sind. In Polen läuft die Bezahlung noch klassisch in Form einer geldeintreibenden Person. Ist niemand da, ist es kostenlos. So auch im Fall des Slowinski Nationalparks.

Die höchsten Dünen sind 42m hoch und bewegen sich bis zu 10m pro Jahr. Dabei «verschlingen» sie alles, was ihnen im Weg ist, so auch das Dorf Łączka. Auch Wald kann die Düne nicht aufhalten. Der Westwind, welcher die Düne «vorwärts bewegt» zusammen mit den Kieselsteinen, führt am Strand zu speziellen Mustern. Im Gegensatz zu «Tiere totschlagen» und «Ruhe trüben» ist das zerstören der Kieselstein-/Sandformationen nicht verboten 😜.

Bei der anschliessenden Spazierfahrt durch Leba sehen wir, dass bei einem Fischerboot gerade der Fang des Tages ausgeladen und direkt verkauft wird. Wir können nicht widerstehen und kaufen drei Fische (für nur 5 Zloty). Plattfische haben bei unserer Angel bis jetzt nicht angebissen wir sind deshalb froh, dass das Ausnehmen der Steinbutte gleich vor Ort geschieht. Wir stellen fest, dass bei dieser Art Fisch der Kopf grosszügig abgeschnitten wird und die Innereien damit gleich weg sind.

Die Tage werden kürzer und auch merklich kühler. Bevor wir unser Kayak in den Winterschlaf verabschieden, wollen wir noch eine kurze Spritztour machen. Die Seenplatte im Kaszubski Park eignet sich sehr gut dafür, da fast alle Seen durch Kanäle verbunden sind. Die ganze Tour würde sich im Sommer anbieten als Mehrtagestour mit dem Zelt, aktuell reicht uns eine Rundfahrt auf dem Jezioro Klodno, Jezioro Biale und Jezioro Rekowo. Am südlichen Ufer des Jezioro Klodno gibt es sogar einen Parkplatz mit Einwasserungsstelle. Heute ist nicht viel los auf dem See und wir geniessen die Ruhe bei einer warmen Tasse Tee. Am Schluss machen wir noch einen Abstecher zum Jezioro Brodno um den Entdeckertrieb zu befriedigen und damit wir schreiben können, das wir auf 4!!! Seen waren 😉.

André hat ein Flair für alte, verlassene Gebäude. Hier in der Gegend gibt es ein sehr spezielles Exemplar, das Lapalice Castle. Ein polnischer Möbelhändler beginnt 1984 mit dem Bau eines «Schlosses». Es hat 365 Fenster und 12 Türme. Das Projekt blieb aber im Rohbau stecken, einerseits aufgrund von Geldmangel und andererseits fehlender Bewilligungen. Offiziell ist der Zutritt ins Gelände verboten aber das Tor ist offen und das Schloss ist auch bei Polen für Sonntagsausflüge mit der Familie beliebt. Inzwischen haben die Behörden entschieden, aus dem Schloss ein Hotel zu bauen.

Danzig bzw. Gdansk wurde uns von verschiedenen Seiten als sehr sehenswerte Stadt empfohlen. Da wir nicht so genau wissen, wie die Parkplatzsituation für den Magirus im Stadtzentrum aussieht, fahren wir zunächst raus auf die Westerplatte. Diese wurde ursprünglich als Ostseebad betrieben. Nach dem ersten Weltkrieg hatte Polen keinen Meeranstoss mehr und die Freie Stadt Danzig erschwerte ihnen den Warentransport für Kriegsgüter. Daraufhin entschied der Völkerbund, dass Polen die Westerplatte als Platz zum Landen der Schiffe benutzen durfte. Als sich kurz vor dem Ausbruch des zweiten Weltkrieges abzeichnete, dass Deutschland Polen angreifen könnte, bauten die Polen heimlich die Westerplatte zur Festung um. Die Soldaten lieferten sich harte Kämpfe mit den deutschen Angreifern, konnten die Kapitulation Polens aber auch nicht abwenden. Heute können die Überreste der Festung besichtigt werden und man kann sich auf vielen Informationstafeln über die Geschichte der Westerplatte schlau machen.

Inzwischen haben wir herausgefunden, dass es beim einen Gästehafen in Gdansk (Przystań Sienna Grobla) Parkplätze geben soll, auf denen man mit dem Camper übernachten darf. Wenn man direkt neben dem Hafengebäude parkiert, kostet es etwas, aber gleich daneben hat es auch noch ganz viele Gratis-Parkplätze, da es noch nicht zur Innenstadt gehört. Die Infrastruktur des Hafengebäudes (WC, Dusche) kann gegen Gebühr benutzt werden und man kann auch die Wassertanks auffüllen. Die Altstadt gefällt uns sehr gut. Trotz starker Zerstörung im zweiten Weltkrieg wurde die Altstadt wieder im ursprünglichen Stil aufwändig aufgebaut. Coronabedingt sind die Museen und Restaurants (nur Take-away) leider zu, trotzdem hinterlässt Gdansk bei uns positive Eindrücke. Von einem gesprächigen, deutsch sprechenden Polen erfahren wir, dass heute (11. November) der polnische Nationalfeiertag ist. Er wettert gegen die «Gay-Parades», den Verlust der christlichen Werte, lobt die polnischen Arbeiter und erklärt uns, dass wir Schweizer das Judengold zurückgeben sollten 😏. Wir wollen nicht unhöflich sein und lassen die Tirade mehr oder weniger wortlos über uns ergehen. Im Gegenzug kriegen wir von ihm polnisches Süssgebäck geschenkt. Einen Teil davon verschenken wir einem Obdachlosen, so haben alle etwas davon.

Erkenntnisse

Wir wissen zwar nicht, was es auf Polnisch heisst, aber als Schweizer würde wir uns dies definitiv nicht auf den Lastwagen schreiben.

In Polen hat es nicht mehr Eichhörnchen oder Schafe sondern Eisbären auf dem WC-Papier.

In Polen gibt es noch self-service Waschsalons.