Magirus on tour

Popadija – Nordmazedonien Teil 5

April 2021

Eigentlich wollen wir weiter nach Demir Kapija, aber die Hauptstrasse macht einen «riesigen» Umweg über Veles. Zum Glück endeckt André eine Abkürzung über Popadija. Die Strasse sieht zwar auf der Karte sehr klein aus, aufgrund des Satellitenbildes gehen wir jedoch davon aus, dass sie für uns wohl durchgehend befahrbar sein müsste. Wenn nicht drehen wir halt dann wieder um… Der Anfang ist überhaupt kein Problem, da traut sich sogar Carole ans Steuer und ist richtig entspannt 😜.

Doch plötzlich steht ein blauer MAN-LKW im Weg. Die Strasse ist zwar schön breit für einen LKW, fürs Kreuzen von zwei LKW reicht es hier jedoch nicht. Der MAN-Fahrer entscheidet sich rückwärts zu fahren, um uns an einer geeigneten Stelle vorbei zu lassen. An einer kleinen Steigung bleibt er jedoch hängen, weil erst die linke Seite mit Holz beladen ist und der LKW keine Sperre hat. Somit bleibt uns nichts anderes übrig als wieder rückwärts zu fahren. Da unsere Mägen schon knurren, entscheiden wir, Mittagspause zu machen bis der MAN beladen ist und wegfährt. Etwas weiter unten können wir gut so parkieren, dass wir nicht im Weg stehen. Damit wir jedoch nicht alles rückwärts bis dort fahren müssen, macht André den «Austin Powers«. Die Vegetation ist von André’s Wendekünsten mässig begeistert und ein «Grossmutterzahnstachelgewächs» beisst sich ein paar Löcher in die Ersatzradabdeckung. Der Plan geht auf, während dem Mittagessen kommt der MAN-LKW runter und wir haben freie Bahn nach Popadija.

Im vermeintlich verlassenen Popadija angekommen, möchte André ein paar Drohnenaufnahmen machen. Carole meint, jemand habe gerufen und tatsächlich steht bald darauf ein Mann vor unserem LKW. Er gibt uns zu verstehen, den LKW abzuschliessen und bei ihm auf einen Kaffee vorbei zu kommen. Die Kommunikation verläuft auf Russisch und ist somit etwas eingeschränkt, doch wir verstehen uns bestens. Dies ist vor allem Trajce zu verdanken, der viel Geduld aufbringt und so lange probiert, die Dinge zu umschreiben oder Zeichensprache zu verwenden, bis wir es verstehen. Dies haben wir auch schon anders erlebt. Andere Leute sagen das Gleiche einfach nochmals aber lauter, was meist wenig bringt. Auch sein Hund Bersan akzeptiert die Fremdlinge im Dorf.

Nach dem Willkommenskaffee mit obligatem Rakia gibt es einen Dorfrundgang. Er erzählt uns, dass im Sommer nur noch 5 Leute im Dorf wohnen und er im Winter jeweils ganz alleine ist. Ende des 19. Jahrhunderts zählte das Dorf immerhin mal 550 Einwohner, entsprechend viele Häuser gibt es zu sehen. Das Dorf hat sogar einen eigenen Steinbruch aus dem die Schiefersteine für die typischen Dächer gewonnen wurden. Während Carole schon mal das gemeinsame Abendessen vorbereitet, packt André doch noch die Drohne aus und macht ein paar Bilder. Da kommt Trajce plötzlich ganz aufgeregt aus dem Haus gelaufen und fragt uns, ob wir den Bienenschwarm auch gehört hätten. Wir zeigen ihm unsere Drohne (alias Bienenschwarm) und dass man sich damit auch selber filmen und live auf dem Handy mitschauen kann. Seine Begeisterung ist jedoch nur von kurzer Dauer, dann meint er, es sei jetzt genug André könne wieder landen 😜. Wir treiben gemeinsam die Kühe in den Stall und geniessen anschliessend das Essen in Trajce’s Haus. Wir bringen Bier und Wein mit, allerdings ist Trajce das Bier zu kalt, weshalb er es in den Ofen stellt… André fängt mit Bier an, als er jedoch dann zum Wein wechseln will, löst dies Proteste aus. Trajce meint, das gäbe Bienen im Magen. André geht das Risiko ein und es geht gut für ihn aus.

Trajce telefoniert, wie die meisten Nordmazedonier, viel und erklärt dabei den Gesprächspartnern ganz stolz, dass er Schweizer zu Besuch habe. Und zwar nicht einfach Nordmazedonier, welche in die Schweiz ausgewandert sind, sondern «echte» Schweizer. Auch im Dorf hat es sich schon herumgesprochen, dass Fremde zu Besuch sind. Und so sitzen wir schon bald bei Stepan in der warmen Stube bei Rakia und Snacks. Selbstverständlich dürfen ein paar Erinnerungsfotos vor dem LKW nicht fehlen. Wir haben immerhin 66% der aktuell anwesenden Dorfbevölkerung kennengelernt 😉. Da Trajce’s Handy keine Bilder empfangen kann, betätigt sich André künstlerisch und zeichnet eine Skizze vom Magirus für die Foto-Pinnwand. Bevor wir weiterfahren können, gibt es noch eine Kleinigkeit zu erledigen: Unser LKW ist etwas höher als Trajce’s Lada Niva und deshalb müssen wir noch ein paar Äste entfernen. Von der Ostseite kommt wohl selten ein LKW nach Popadija, denn auch unterwegs muss ab und zu die Vegetation gebändigt werden.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Die Abkürzung hat sich auf jeden Fall gelohnt! Nicht unbedingt wenn man den Diesel- bzw. Zeitbedarf anschaut, aber wir sind um super nette Bekanntschaften und tolle Erlebnisse reicher!

Erkenntnisse

Die Verkehrsführung ist für uns Schweizer nicht immer ganz klar. Die Stoppschilder sind in Nordmazedonien und den umliegenden Ländern meistens so gelegen, dass man überhaupt nichts sieht, wenn man am Stopp anhält. Oder man weiss erst gar nicht, wo man genau anhalten müsste, da die Linie am Boden fehlt.

Zum Frühstück gibt es Spiegelei mit Würstchen und natürlich Rakia…

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