Magirus on tour

Russland ist so nah und doch so weit weg – Polen Teil 3

November 2020

Nach dem Besuch von Gdansk zieht es uns in die Natur. Es gilt die schwedischen Birkenrindengefässe fertigzustellen.

Polen war während des zweiten Weltkrieges für die Deutschen von grosser strategischer Bedeutung aufgrund der Nähe zu Russland. Daher gibt es im Osten von Polen viele Überreste von deutschen Befestigungsanlagen. Eine davon ist das Führerhauptquartier «Wolfsschanze». Von hier aus hat Adolf Hitler den Russlandfeldzug geleitet. Bekannt ist die Wolfsschanze auch aufgrund des Stauffacher-Attentats. Als im Januar 1945 die Rote Armee anrückte, sprengten die Deutschen ihre eigenen Bunkeranlagen in die Luft und verminten das Gelände grossflächig. Da die Bunker gegen Bombenangriffe gebaut waren, wurden sie von innen gesprengt. Dies führte dazu, dass die Decke der Bunker zum Teil 180 Grad verkehrt herum liegen. Im Laufe der Jahre wurden die Bunker verstärkt, durch die Sprengung kann man nun die einzelnen Bauetappen gut nachvollziehen. Zwischen der inneren und äusseren Betonschicht gab es einen Zwischenraum, der mit Kies gefüllt wurde, um die Schalldruckwelle einer Bombenexplosion zu absorbieren. Während dem Betrieb war das ganze Areal mit verschiedenen Kunstblätter-Tarnnetzen überspannt, welche zum Teil heute noch zu finden sind. Die Bunker selbst waren zur Tarnung mit einer Art «Algen-Betonschicht» überzogen. Der inbegriffene Audioguide hat nur halbwegs funktioniert (zumindest auf Englisch/Deutsch), daher haben wir uns einen Guide gegönnt. Dies kostet extra, hat sich aber auf jeden Fall gelohnt. Im Sommer könnte man mit mehr oder weniger originalen 2. Weltkriegs-Fahrzeugen durchs Areal fahren, wir hingegen konnten in der dazugehörigen Werkstatt kostengünstig unseren Grillrost schweissen lassen 😜.

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Polen grenzt im Osten an die russische Exklave Kaliningrad. Wenn wir schon nicht mit dem Magirus nach Russland fahren dürfen / können, dann wollen wir wenigstens mal rüber schauen. Darum fahren wir nach Goldap nahe der russischen Grenze. Wir schlendern ein wenig durch die Strassen und entdecken dabei neue, interessante Fitnessgeräte. Goldap hat zwar eine gute Velo-Infrastruktur (Velowege, Veloreparaturstation inkl. Pumpe) aber man schlägt sich als Velofahrer den Kopf am Strassenschild an, welches etwas ungeschickt über dem Trottoir / Veloweg aufgestellt wurde. Den Wasserturm können wir leider nur von aussen besichtigen, da das Kaffee gerade geschlossen ist.

Bei Stanczyki kann man zwei nebeneinanderliegende Eisenbahnbrücken besichtigen. Diese wurden kurz vor und während des ersten Weltkrieges gebaut. 1927 wurde die Strecke eingeweiht jedoch wurde nur noch ein Gleis benötigt und somit war nur eine Brücke in Betrieb. Die Eisenbahnlinie ist zunächst bei Ausflüglern sehr beliebt und wird später für Materialtransporte unter anderem zur Wolfsschanze benutzt. Nach dem zweiten Weltkrieg beschliesst die Sowjetunion die Demontage der Bahnstrecke, die Viadukte bleiben stehen. Heute sind sie in Privatbesitz und können besichtigt werden.

Der Nebel verdeckt leider die Sicht nach Russland und so beschliessen wir mit den Bikes «nach Russland zu fahren». Selbstverständlich sind wir nicht über die Grenze gefahren. Die Schilder im Wald zeigen deutlich den Grenzverlauf. Das Handy hat jedoch die Zeit bereits auf die neue Zeitzone umgestellt. Plötzlich erscheint auf dem Kiesweg ein querstehendes Auto der Grenzwache. Wir müssen uns ausweisen und unsere Personalien werden überprüft. Zudem müssen wir angeben, woher wir kommen, wo wir noch hin wollen und wo wir übernachten. André zeigt unsere Route auf dem Handy und unsere Mountainbikes und Sportoutfits erinnern eher weniger an einen klassischen Schmuggler, so dass wir weiterfahren dürfen.

Von der russischen fahren wir weiter an die weissrussische Grenze. Der Białowieża-Nationalpark beherbergt den letzten Tiefland-Urwald Europas. Dieser bietet ein Rückzugsgebiet für viele in Europa selten gewordene oder zwischenzeitlich ganz ausgestorbene Tiere wie den Wisent. In freier Wildbahn sehen wir leider keine Wisente, aber zum Glück gibt es einen Tierpark / Aufzuchtstation wo man diese imposanten Tiere beobachten kann. Carole kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus 😉.

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Erkenntnisse

Die Aussen-Staukisten am Magirus eignen sich auch super zur Milchaufbewahrung.

Polnische Gräber sind oft sehr reich dekoriert. Daher lohnt es sich, gleich neben dem Eingang zum Friedhof einen Laden mit Grabschmuck zu eröffnen.

Nein, die Äste sollen nicht den Bunker stützen sondern demjenigen, welcher sie hinstellt, einen Wunsch erfüllen. Die Polen machen dies überall…

Es braucht etwas Übung für gutes Sauerteigbrot. Das Zweite war dann schon besser…

Der Wisent atmet einmal aus pro Kauvorgang 😉.