Magirus on tour

Solarsystem

Als wir den LKW gekauft haben, war bereits ein Solarpanel auf dem Dach installiert. Dabei handelt es sich um ein 12V Modul mit ca. 150 Watt. Der Strom wird über einen normalen PWM Solarladeregler eingespeist. Unter Idealbedingungen im Sommer reicht das, für eine längere Reise natürlich nicht. Wir haben deshalb nochmals zwei 300 Watt Module montiert. Es sind handelsübliche Solarpanels, wie sie auch auf dem Hausdach verbaut werden. Günstig, hagelfest und problemlos auf dem Wohnmobil einzusetzen. Die Spannung eines Panels beträgt bis zu 38.74 Volt, der Strom bis zu 9.6 A. Die beiden 300 Watt Panels sind in Serie geschaltet, sprich die Spannung beträgt maximal 77.48 Volt, der Strom bleibt gleich. Der Vorteil dabei ist, dass bereits bei sehr wenig Sonneneinstrahlung die Spannung über 12 V liegt und die Panels Strom liefern. Bei einer Serieschaltung und den damit verbundenen kleineren Strömen, kann man theoretisch dünnere Kabel verbauen (bei uns trotzdem 6 mm2). Damit das Laden mit den 12 V Akkus funktioniert, ist ein MPPT Regler verbaut. Der eSmart MPPT Regler verträgt bis zu 150 V Eingansspannung und 60 A. Unter Idealbedingungen, sprich kalte Temperaturen und senkrechte, direkte Sonneneinstrahlung, kann die Maximalleistung von 300 Watt pro Panel durchaus erreicht werden. Der Klassiker für solche Bedingungen sind die Anden in Südamerika, bei uns hat man die Bedingungen selten, da die Panels bei zunehmender Temperatur an Effizienz und somit an Maximalleistung einbüssen. Bei 600 Watt und leeren Akkus (sprich 12V, denn auch bei einem komplett tiefentladenem Akku wird die Spannung beim Laden sofort wieder auf 12V sein) kommt rechnerisch ein Strom von 50 A heraus. Da haben wir noch etwas Reserve zu den angegebenen 60 A des MPPT Reglers und das ist auch gut so. Der chinesische eSmart MPPT Regler funktioniert gut. Die Parameter per Software zu ändern haben wir nicht hingekriegt, aber die auswählbaren Werte sind auch für LiFePo4-Akkus akzeptabel (sofern man ein zusätzliches Batterie-Management-System (BMS) verbaut hat). Einzig der Lüfter macht etwas viel Lärm wenn viel Strom reinkommt. Einmal hatten wir Unterspannungsprobleme, weil Schrauben im Innern des Reglers zu wenig angezogen waren und es mit der Zeit an dieser Verbindung zu Verlusten gekommen ist. Böse Zungen behaupten, die Kinderhände in China hätten zu wenig Kraft gehabt, um die Schrauben richtig anzuziehen……

Zur Montage der Panels: Die Panels haben wir mit einfachen Aluwinkeln und mit Sikaflex 252 (vor dem Verkleben immer gut reinigen und gegebenenfalls Primer verwenden!) verklebt. Solange man das nur an den Ecken der Panels macht funktioniert das einwandfrei und hält auch problemlos. Wir haben aber vorne in Fahrichtung das Panel über die ganze Länge des Panels, sprich über einen Grossteil der Breite des Wohnaufbaus, mittels halbrundem Strangpressprofil verklebt. Die Idee war, damit eine Art Astabweiser zu bauen. Die Astabweiserfunktion ist gegeben, aber die Aluminium-Sandwichplatten des Daches wölben sich bei Sonneneinstrahlung extrem. Aussen wird das Aludeckblech warm und dehnt sich aus, dass innere Aludeckblech bleibt kühl, somit biegt sich das Sandwichpanel durch. Dies möchte das aufgeklebte Strangpressprofil und das Solarmodul verhindern! Der Sikaflex-Kleber wird dann an den Enden des Alustrangpressprofils auf Schälung belastet und versagt. Das ist an sich noch nicht schlimm, weil die restliche Verklebung das Solarmodul ohne Probleme weiterhin auf dem Dach festhält. Der Sikaflex-Kleber hält aber so gut, dass es zu lokalen Delaminationen der Sandwichpanels gekommen ist, bevor der Sikaflex Kleber versagt hat. Die lokalen Delaminationen auf dem Dach sind jetzt strukturell nicht weiter schlimm, man kann immer noch problemlos darauf herumlaufen, auch fällt die Hütte deshalb nicht auseinander. Trotzdem ist die Verklebung eines Solarpanels über die ganze Länge oder Breite nicht zur Nachahmung empfohlen!

Die Panels lassen sich mittels Schalter (und Relais…) vom Solarladeregler trennen. Das würde ich jedem empfehlen! Möchte man das System “herunterfahren”, muss man immer zuerst die Solarpanels vom Solarregler abhängen und erst dann den Akku vom Solarladeregler trennen. Wenn man es nicht so macht, kann es sein, dass der Solarladeregler durchbrennt, weil auf der Eingangsseite die Panels mit bis zu 150 V hängen und Strom liefern möchten, aber kein Akku angeschlossen ist, welcher den Strom aufnehmen kann. Man könnte jetzt fragen, warum man das System herunterfahren sollte. In unserem Fall gab es viele Probleme mit dem Dieselkocher. Um einen Restart zu machen, müsste man theoretisch 10 min warten. Diese Zeit bzw. die Geduld dazu hat man auch auf Reisen nicht immer, denn man will ja morgens endlich seinen Kaffee haben!!! Hängt man den Akku ab, “vergisst” der Dieselkocher die 10 min Abkühlungszeit und startet (meistens beim zweiten Mal erfolgreich) wieder. Gleiches gilt für die Standheizung. Oder aber man steht im Sommer länger an Ort und Stelle und möchte die LiFePo4-Zellen etwas schonen und nicht immer voll geladen haben, dann kann man auch die Solarmodule einzeln abschalten.