Magirus on tour

Sport & Spa – Nordmazedonien Teil 2

April 2021

Vom Campingplatzbesitzer am Ohridsee haben wir den Tipp erhalten, die Strasse entlang der albanischen Grenze durch den Mavrovo-Nationalpark zu fahren. Die Strecke ist wirklich sehr schön, allerdings sind wir beim aktuellen Regenwetter nicht gerade motiviert, eine Wanderung zu machen. Da kommt das Thermalbad in Dolno Kosovrasti, welches André auf der Karte entdeckt, gerade gelegen. Wir geniessen den Nachmittag in vollen Zügen. Die Rutschbahnen sind leider im Frühjahr noch geschlossen doch es gibt viel anderes zu entdecken und erleben. Mehr dazu gibt es in den Erkenntnissen zu lesen…

Je höher wir am nächsten Tag mit dem Magirus fahren, desto mehr verwandelt sich der Regen in Nassschnee. Der Schnee an sich ist kein Problem, aber durch den Regen am Vortag gibt es viele Steine auf der Strasse. Selbstverständlich fährt man auf der Strassenseite, wo man gerade am besten durchkommt. Dies führt dazu, dass auch mal mitten in der Kurve ein Car frontal entgegen kommt… Wir beschliessen, den Tag nicht auf der Strasse, sondern neben der Strasse im beheizten Wohnbereich an einem ruhigen Ort zu verbringen.

Der Osterhase hat zwar keine Eier gebracht aber schönes Wetter und den Skilift in Betrieb genommen. Wir beschliessen kurzerhand, einen Skitag einzulegen. Zwei Tageskarten und zweimal komplette Skiausrüstung mieten, kostet etwa so viel wie ein Tagespass in einem Schweizer Skigebiet. Die Skilifte sind schon etwas älter, dafür aber sogar topaktuell mit corona-konformen Einersesseln ausgestattet 😉. Die Pisten sind super präpariert und fast leer, weil die Saison eigentlich schon beendet ist. Beim genauen Betrachten unserer Mietausrüstung kommen Heimatgefühle auf (Oester Sport Adelboden) und erst recht, als wir auf der Skipiste Schweizerdeutsch hören. Wir kommen ins Gespräch und es stellt sich heraus, dass es sich um die Schweizer Botschafterin in Nordmazedonien mit ihrem Mann handelt. Ganz schweizerisch fahren sie mit den Tourenski querfeldein davon. Wir nutzen unseren Tagespass voll aus und gehen erst wieder ins Tal runter, als die Skilifte abgestellt werden. Die jungen Nordmazedonier vor uns wollen dies nicht wahrhaben und hängen sich nochmals an den Bügellift. Die Liftfahrt ist jedoch nach 10m beendet, denn der Liftwart zieht einfach den Stecker. Müde aber glücklich gönnen wir uns ein «Après-Ski-Bier».

Als nächstes fahren wir wieder nach Albanien und zwar nach Gostivar. Die Stadt liegt zwar geographisch in Nordmazedonien, wird aber zu zwei Drittel von Albanern bewohnt und diese sehen sich selber als Albaner und nicht als Nordmazedonier. Wir besichtigen den Uhrturm (Sahat Kulla), das Wahrzeichen der Stadt, und füllen auf dem Markt unsere Vorräte wieder auf. Albanisch traditionell hängen (fast) ganze Tiere in der Metzgerei. Ein Dorf weiter sehen wir, wie gerade eine Kuh mit der elektrischen Säbelsäge auf offener Strasse zerteilt wird. Wir halten an und dürfen auch Fotos machen. Allerdings wundern sich die Metzger ein wenig, über unsere Neugier und fragen, ob wir so etwas denn noch nie gesehen haben. Ehrlich gesagt, haben wir tatsächlich noch nie so was live gesehen. Was in der Schweiz einen riesigen Skandal auslösen würde, hat hier auch marketingtechnische Wirkung. Die Leute sehen, dass es neues Frischfleisch gibt und sichern sich sogleich die besten Stücke.

Eine der wenigen, auch im Ausland bekannten Sehenswürdigkeiten, ist der Matka-Canyon. Dieser ist am Wochenende sehr gut besucht und auch deutlich «touristischer» als andere Touristenattraktionen im Land. Wir schauen am Sonntag den Kayakern auf der Wildwasserstrecke unterhalb des Canyons zu und machen am Montag eine Wanderung durch den Canyon. Am Ende des offiziellen Wanderweges gibt es auf der anderen Flussseite eine Höhle. Zu Fuss ist diese nicht zugänglich, da es keine Möglichkeit gibt, den Fluss zu überqueren auch nicht, wenn man nach dem offiziellen Wanderweg noch weiter geht. Die Nordmazedonier nehmen daher lieber das Boot, da sie dann erstens nicht zu Fuss gehen müssen und die Höhle besuchen können. Eigentlich hätten wir den Canyon gerne mit unserem Faltboot erkundet, die wenigen möglichen Einstiegsstellen sind jedoch alle privat und fürs Aufstellen des Bootes hat es auch kaum Platz. Darum gönnen wir uns eine Rundfahrt mit mietbaren Wasserfahrrädern. Kapitän Carole und Seelöwe André haben sichtlich Spass dabei!

Erkenntnisse

Schwimmbadbesuch

Um es vorweg zu nehmen: Wir reisen, um andere Kulturen, andere Länder, andere Menschen, andere Mentalitäten kennen zu lernen. Wir erwarten keineswegs, dass im Ausland alles gleich ist wie in der Schweiz. Gerade die Unterschiede gegenüber zu Hause machen das Reisen interessant. Selbstverständlich ist der Eintrittspreis deutlich tiefer und man kann nur schon deshalb nicht dieselbe Qualität erwarten. Beim Besuch dieses Schwimmbades haben wir uns allerdings gedacht, dass es nur wenig Aufwand bedeuten würde um das Badeerlebnis erheblich zu verbessern. Zeit wäre grundsätzlich wohl vorhanden, da die Angestellten den ganzen Tag im Eingangsbereich im Sessel sitzen und auf ihren Smartphones herumtippen oder telefonieren bis Gäste kommen. Es ist allerdings so, dass z.B. die guten Handwerker oft im Ausland arbeiten, da sie dort deutlich mehr verdienen. Ausserdem wird wohl mehr Arbeitsleistung nicht immer entsprechend honoriert. Vielleicht ist dies ein Überbleibsel aus der Zeit des Kommunismus…

Empfang / Eintrittspreis

Wir fragen nach den Öffnungszeiten (da schon Ende Nachmittag ist) und dem Eintrittspreis. Daraufhin wird uns erst einmal das Hallenbad gezeigt. Selbstverständlich geht man mit den Schuhen rein, auch das Personal, obwohl an der Türe ein Schuhverbotsschild klebt. Als wir später am Baden sind, kommt auch noch eine ganze Gruppe mit normalen Kleidern und Schuhen rein. Das scheint also normal zu sein. Die Sauna läuft noch nicht und muss zuerst aufgeheizt werden. Wir wissen, dass dies etwas länger dauert, gesagt wird dazu aber nichts. Der Eintritt kostet 800 Dinar inkl. Sauna, was wir sehr fair finden.

Umkleidekabine

Man bekommt pro Person einen Schlüssel für die abschliessbaren Schränke in der Garderobe. Super System, dann braucht man keine passenden Münzen! Die Hälfte der Lampen geht nicht, gewisse Kabel hängen auch offen im Duschraum… Die Herrentoilette ist zu kurz, deshalb steht die Toilette selbst ganz am Rand der WC-Kabine, damit die Türe überhaupt noch aufgemacht werden kann. Die Halterungen für die Toilettenpapierrollen sind kaputt. Duschen gibt es nur zuhinterst in den Umkleideräumen, ansonsten gibt es keine, auch nicht bei der Sauna. Wenn man also vor dem Baden duschen möchte, geht man dann nass an der Toilette vorbei und durch die Umkleideräume ins Bad. Die Abflussabdeckungen in der Dusche fehlen, ausserdem sind die Duschbrausen wohl günstige Modelle aus dem Baumarkt und sobald die Verchromung weg ist rosten sie oder sie sind gleich aus Plastik. Die Lebensdauer ist entsprechend kurz. Es gibt pro Dusche zum Teil zwei Duschbrausen, man kann aber gar nicht zwischen beiden umschalten, da der Schalter fehlt. Im Umkleideraum sind die Möbel aus Spanplatten mit Kunststoffbeschichtung. Die Kunststoffbeschichtung löst sich aufgrund des stehenden Wassers am Boden ab und die Spanplatten zerfallen. Wir erinnern uns: Nach dem Duschen muss man jedes Mal nass da vorbei.

Badebereich allgemein

Musik hören sowie Essen ist eigentlich verboten, aber kein Problem, da die Angestellten nichts sagen. Man kann genüsslich Pistazien (mit Schale) oder Sandwiches im Wasser stehend essen. Es gibt auch keinen Bademeister der für Ordnung und Sicherheit sorgt.

Schwimmbecken

Die Quelle ist schweflig (das wussten wir vorher), das heisst, alles riecht stark nach Schwefel. Das Wasser ist richtig trüb, ca. 20cm Sicht. Ob es so zur Quelle rauskommt, wissen wir nicht, so wahnsinnig appetitlich sieht es aber nicht aus. Es schwimmen Sachen im Wasser herum, z.B. Zigarettenstummel, und auf dem Boden hat es Sand, obwohl es um das Becken nur Plattenboden hat. Unter Wasser hat es teilweise Stufen hoch und runter ohne erkennbaren Grund. Diese sieht man aber im trüben Wasser nicht und läuft daher voll rein. Auch die Liegeplätze sind teilweise nicht zu erahnen, da kracht man auch rein. Es gibt zwar Sprudelstationen, davon läuft aber nur die Hälfte. Die Rutschbahnen sind leider ausserhalb der Hauptsaison geschlossen. Im Aussenbereich an der Wand über dem Schwimmbecken gibt es Vogelnester.

Sauna

Die Tür der Sauna geht nicht mehr richtig zu, da das Magnet nicht mehr am Glas klebt. Der Thermostat funktioniert auch nicht mehr, das heisst, die Sauna heizt fröhlich weiter über das 80°C-Limit. Der Heizungstimer bleibt ebenfalls ab und zu hängen. Diese Kombination ist sicherheits- und feuerschutztechnisch nicht ganz so ideal…

Bauweise

Das Hallenbad sieht eigentlich relativ neu aus. Die Wände scheinen generell aber nicht ganz gerade gebaut zu sein. Während die horizontalen Bodenplatten am Rand der Mauer im Schwimmbecken noch bündig sind, ragen diese 2m weiter bereits 2cm über die vertikale Wand hinaus. Die überstehenden Plättli brechen natürlich gerne ab und an der Bruchkante verletzt man sich dann leicht. Beim Durchgang (im Schwimmbecken) nach aussen gibt es ein Klappfenster. Das eine lässt sich gar nicht öffnen, da es am Plättli nach ca. 10° Öffnungswinkel ansteht. Die Fenster sind ausserdem schwer und von Kindern kaum zu öffnen.

Fazit

Schade, dass das Bad, welches grundsätzlich schön aussieht, nicht besser in Stand gehalten wird und qualitativ schlecht gebaut wurde. Gelohnt hat sich der Besuch für uns trotzdem, war ein interessantes Erlebnis und der Preis ist deutlich tiefer als bei uns!


Ein Auto kann man sich auch selbst bauen mit einem alten Stationärmotor 😜. Eigentlich ein Zweiplätzer, aber man kann sich ja auch neben das Schwungrad setzen…


Diese Heizungsanlage hat wohl weder Euro 6 noch Partikelfilter – wie unser Magirus.