Magirus on tour

Sportliche Höchstleistungen – Bulgarien Teil 2

April / Mai 2021

Da der OL-Wettkampf schon bald beginnt, fahren wir auf direktem nach Targovishte. Einzig in Plovdiv machen wir einen kurzen Zwischenhalt um Ersatzteile zu besorgen, da es in Bulgarien wieder richtig grosse Baumärkte und Elektronikfachgeschäfte gibt. Der Truma-Campinglüfter hat endgültig das Lebensende erreicht und kann auch nicht mehr mit WD-40 reanimiert werden. Aus Abflussrohren, Widerständen und einem 12V-Standardlüfter bauen wir uns einen neuen zweistufigen Wohnaufbau-Lüfter.

In Targovishte angekommen, werden wir im OL-Vereinsbüro herzlichst empfangen. Wir wollen nur kurz die Starnummern holen, werden aber gleich zu Kaffee eingeladen. Sie freuen sich, dass trotz Corona (Frühling 2021) ein paar wenige Ausländer den Weg nach Bulgarien gefunden haben. Bestens über den Ablauf des Wettkampfs informiert, machen wir uns auf zum extra für die Teilnehmer eingerichteten «Campingplatz». Bei den angegebenen Koordinaten angekommen, finden wir keine «Campingplatz-Infrastruktur». Der Platz befindet sich ausserhalb eines Dorfes inmitten alter, grosser Eichen und entspricht somit der Beschreibung. Wir bleiben mal hier, denn die von einem OL-Läufer angegebenen Koordinaten sollten ja eigentlich schon stimmen. Um Informationen & Tipps für schöne Plätze in Bulgarien zu erhalten, schreiben wir eine Nachricht an unseren Magirus.

Der erste Lauf ist eine Mitteldistanz mit Massenstart. Seit das Corona-Virus im Umlauf ist, sind wir es uns nicht mehr gewohnt, so viele Leute auf einem Haufen zu sehen. Wir geniessen die Atmosphäre und das super Wetter. Die anfänglichen Sprachschwierigkeiten am Start werden durch hilfsbereite Bulgaren schnell überwunden. Da Carole schon lange keinen Wettkampf mehr bestritten hat, startet sie wie André in der offenen Kategorie. Sie scheint es noch nicht verlernt zu haben und holt den Tagessieg. Die Ausländer sind auf der Resultat-Anzeige einfach zu finden 😉. Natürlich gönnen wir uns nach dem Lauf, ganz bulgarisch, ein paar Kebapche (Hackfleischwürstchen) und ein Bier. In Bulgarien kann man übrigens noch die Kinder zum Bier holen schicken.

Als wir abends wieder auf dem Campingplatz ankommen, wissen wir definitiv, dass wir richtig sind. Einerseits ist die Infrastruktur nun vorhanden (es hat ein 1000L-Wasserfass) und wir sind nicht mehr die Einzigen. Schnell finden wir Anschluss an unsere Nachbarn und sitzen abends nach den Läufen gemütlich zusammen. Wir kriegen eine Einführung in die bulgarische Küche: Shopska-Salat, Frühlingszwiebel in Salz getunkt, Osterkuchen, «Ostereier-Tütschen» (sie waren etwas enttäuscht, dass wir dies schon aus der Schweiz kennen) und selbstverständlich darf der Rakia nicht fehlen. Wir revanchieren uns mit Toblerone-Schokolade, einem Jonglier-Kurs und einer nächtlichen Feuer-Show. Die Verständigung mit Anri läuft auf Russisch und wenn wir es nicht verstehen, übersetzt der Sohn auf Englisch. Anri meint, er sei zu gut und mache deshalb nicht mit beim OL, um den anderen auch mal eine Chance auf den Sieg zu geben… Wir erzählen Geschichten bis spät in die Nacht, müssen aber irgendwann ins Bett, um am nächsten Tag fit zu sein.

Die Langdistanz am zweiten Tag läuft bei beiden nicht ganz nach Wunsch. Dafür steht Carole am dritten Tag beim Sprint wieder auf dem Treppchen. Am letzten Tag möchte es André nochmal wissen und gibt alles. Zum Erstaunen aller (inkl. André) gewinnt er das Rennen vor Carole. Leider haben wir selber nicht so viele Bilder vom Wettkampf, da wir ja beide immer gelaufen sind. Wer jedoch einen Eindruck von den Läufen erhalten möchte, für den gibt es viele Fotos auf der Facebook-Seite der Veranstalter.

Beim Wettkampf war auch eine französische Familie dabei, welche in Sofia wohnt und beim Lycée français arbeitet. Nach dem letzten Lauf besuchen wir zusammen die Höhlenkloster von Osmar. Diese sind frei zugänglich und können auf eigene Faust erkundet werden. Über eine steile Leiter erklimmen wir die ehemalige Behausung der Mönche und staunen über den schönen Ausblick, den man von hier hat. Das ist wie Fernsehen, einfach besser 😜.

Wir gönnen uns keine Pause und erklimmen am nächsten Tag die 1300 Treppenstufen zum Monument «Gründer des bulgarischen Staates». Später erzählen wir einer Bulgarin, dass wir beim kommunistischen Monument in Shumen waren. Sie ist empört und belehrt uns, dass es sich um ein Denkmal zur Feier des 1300 jährigen Jubiläums des bulgarischen Staates handelt. Das Denkmal wurde 1981 unter der kommunistischen Führung gebaut und die Architektur ist in unseren Augen leicht kommunistisch angehaucht… Das Monument ist sehr imposant und es macht uns Spass, die lustigen Posen der Statuen nachzustellen. Auch die Aussicht über die Stadt ist super! In der Stadt stossen wir auf Ruinen des Projekts «Central City Square». Dabei wollte die kommunistische Partei in den 80er-Jahren das gesamte Stadtzentrum neu konzipieren, vom öffentlichen Verkehr zu Verwaltungsgebäuden, Shoppingmall, Kultur- und Sportzentren war alles dabei. Wer mehr zu diesem Projekt wissen will, findet hier einen ausführlichen Bericht dazu. Zu André’s Leidwesen sind die Gebäuderuinen gut gesichert…

Abends fahren wir zurück nach Targovishte, denn wir sind bei den Organisatoren des OLs zum Abendessen eingeladen. Auch hier dürfen wir wieder viele leckere bulgarische Gerichte degustieren, z.b. Tarator, Banitsa und Patatnik. Mit vollen Mägen legen wir uns zufrieden im Magirus vor dem Haus schlafen.


Erkenntnisse

Hier fährt wohl schon länger kein Trolleybus mehr.

Wer weiss, wovor dieses Verkehrsschild warnt? Wahrscheinlich kaum «Achtung, schwarzes Loch!». Die Auflösung gibt es im nächsten Bericht.

Der in Nordmazedonien auf dem Markt gekaufte Kaffee, wurde in eine Migros-Boncampo Verpackung abgefüllt. Woher sie diese wohl hatten?

In Bulgarien gibt es Kreisel, in denen man keinen Vortritt hat. Das ist als Schweizer tatsächlich sehr gewöhnungsbedürftig.

In Bulgarien braucht es riesige Räder am Rollstuhl um über alle Schwellen und Löcher zu kommen.

Die Ablehnung von Kriegs- und Propagandamaterial ist in Bulgarien wohl weniger ausgeprägt als in der Schweiz.

Diese Art des Geld verdienens haben wir bisher noch nicht gekannt… Das Bedürfnis, unser aktuelles Körpergewicht zu ermitteln, war jedoch nicht so ausgeprägt, um dafür Geld auszugeben. Obwohl wir im Magirus tatsächlich keine Waage haben.


Sowjetfahrzeuge