Magirus on tour

Wir werden «Selbstversorger» – Schweden Teil 5

Are liegt sehr nahe an der norwegischen Grenze und an Trondheim, wo wir gerne einen Kollegen besuchen würden. Das Gebiet in Schweden wo wir uns befinden, ist jedoch gemäss norwegischer Einreisebestimmungen rot = 10 Tage Quarantäne. Wir glauben jedoch, vielleicht ein Schlupfloch entdeckt zu haben:

The requirements for entry quarantine do not apply for travellers who are resident in countries in the EU/EEA/Schengen area with fewer than 20 confirmed cases per 100’000 inhabitants during the last two weeks (evaluated on a national level), and fewer than 5 percent positive tests on average per week over the last two weeks.

NIPH (Norwegian Institute of Public Health)

Da die Schweiz momentan noch grün ist, würde dies für uns heissen, dass wir als Schweizer quarantänefrei einreisen dürfen. Dies macht zwar wenig Sinn, aber frohen Mutes fahren wir zur Grenze. Dort ist erstaunlicherweise kein Mensch zu sehen und ein Strassenschild begrüsst uns bereits in Norwegen. Doch die Freude ist nur von kurzer Dauer, denn hinter der nächsten Kurve wartet die norwegische Polizei. Wir sind ehrlich und legen unsere bisherige Reiseroute offen. Der Polizist erklärt uns daraufhin, dass wir bei Einreise nach Norwegen in Quarantäne müssten. Wir zeigen ihm die vorher erwähnte Textpassage, worauf er selber unsicher wird, sich in sein Häuschen zurückzieht und den Anwalt konsultiert. Nach 10 Minuten kommt er zurück, die Aussage bleibt aber dieselbe. Es handle sich dabei um eine schlechte Übersetzung aus dem Norwegischen. Er fragte uns noch, ob wir genügend Lebensmittel für 10 Tage dabei hätten, denn wir dürften einreisen, müssten aber 10 Tage am selben Ort bleiben und sollten nicht einkaufen gehen. Insgesamt eine sehr nette Begegnung mit den norwegischen Grenzpolizisten (sie hatten Freude an unserem Fahrzeug), aber wir entscheiden uns gegen die Quarantäne und fahren zurück nach Schweden.

Der Ausflug an die Grenze hat sich trotzdem gelohnt, da wir ein riesiges Hjortron-Feld gefunden haben. Innert kürzester Zeit füllen wir unsere Behältnisse und die Früchte werden gleich zu leckerer Konfitüre verarbeitet. André entdeckt auch noch eine Maschine aus der Heimat.

Nach den actionreichen Tagen in Are sehnen wir uns nach ein paar gemütlichen Tagen an einem ruhigen Ort. Wir suchen auf der Karte eine kleine Nebenstrasse heraus, welche an ein paar kleinen Seen vorbeiführt. Von dort fahren wir auf einer Forststrasse, welche im Wald an einem Wendeplatz endet. Als wir aussteigen, entdecken wir frische Spuren, welche wir vorher noch nie gesehen haben. Schnell finden wir heraus, dass es sich um Bärenspuren handelt. Leider haben wir auf dem Hinweg vergessen, die Wassertanks zu füllen und der See war dafür zu weit weg. Des weiteren mangelte es an Würmern. Wir haben versucht, im Wald oder am Weg Würmer zu finden, der Boden war aber zu sandig und torfig. Die Bärenspuren und die stechfreudigen, Mückenspray-ignorierenden Mücken animierten uns auch nicht, länger hier zu bleiben.

Die Weiterfahrt lohnt sich, denn kurze Zeit später finden wir sowohl eine Wasserquelle als auch eine Wurmquelle auf der anderen Strassenseite und den ersehnten gemütlichen Platz am See. Der See stellt sich ausserdem als sehr fischreich heraus und gibt uns die Gelegenheit, verschiedene Zubereitungsarten auszuprobieren. Die Eglis vom 1. Fang werden zu Sushi veredelt. Die erste Ladung Rotaugen wird filettiert und geräuchert. Weiter geht es mit leckeren Eglifilet im Bierteig. Der restliche Fang wandert vorerst in den Kühlschrank. Das 3-Tages Fischerpatent hat sich definitiv gelohnt! Nicht nur der Fischnachschub ist gesichert, auch die Beeren für die «Tarte aux myrtilles» kommen direkt aus der Natur. Der Nachteil an einem solch schönen Platz in der Natur ist der Mangel an Waschmaschinen. Daher müssen wir selber Hand anlegen. Waschen von Hand funktioniert grundsätzlich, der Warmwasser-Nachschub ist durch die Standheizung gegeben, nur der Wasserverbrauch und der Zeitbedarf (inklusive Trocknen) ist nicht zu vernachlässigen.

Da die Fülle an Beeren in Schweden zeitlich begrenzt ist, überlegen wir uns, wie wir die Beeren haltbar machen könnten, so dass wir später auch noch etwas davon haben. Einfrieren ist nicht wirklich eine Option, da wir nicht so viel Platz im Gefrierfach haben und dies auch recht viel Strom braucht. Konfitüre ist zwar auch lecker, braucht aber ebenfalls Platz und wir haben noch genug. Da bleibt fast nur Trocknen übrig. Dies nehmen wir also in Angriff. Wir überlegen uns, wie wir unseren Petromax (Grillschale) dafür modifizieren können. André hat in seinem Kopf bereits verschiedene Konzepte ausgearbeitet mit Holz, Draht, Fliegengitter, Backpapier, usw. Da kommt Carole mit der genialen wie einfachen Lösung: «Wir kaufen im ICA Fettspritzschutzdinger und schneiden den Griff ab.» Gesagt, getan. Die Kassiererin hat sich wohl ein bisschen gewundert, wofür wir gleich 4 Stück davon brauchen… Grundsätzlich funktioniert unsere Aparatur, Heidelbeeren sind jedoch nicht das ideale Trocknungsgut, da die Haut zäh ist und das Wasser dadurch schlecht verdampfen kann. Es hilft, die Beeren kurz zu überbrühen, um die Haut platzen zu lassen. Trotz alledem vergehen Stunden, da die Beeren beim Trocknungsvorgang nicht wärmer als 50°C werden sollten. Wer es trotzdem ausprobieren will, findet die Anleitung hier.

Der Vildmarksvägen steht seit Idre Fjäll (Schweden Teil 3) auf unserer To-do Liste. Da unser Reisetempo nicht ganz so hoch ist, erreichen wir diesen jedoch erst jetzt. Wir können den Vildmarksvägen empfehlen, die Strecke führt durch eine schöne Landschaft und der Verkehr hält sich in Grenzen. Zu guter Letzt sei hier noch der Mountainbike-Trail in Stekkenjokk zu erwähnen. Dieser führt von Stekkenjokk am Durrienjaevrie-See vorbei nach Klimpfjäll. Der erste Drittel ist super zu fahren und ergibt ein paar schöne Drohnenaufnahmen. Die restliche Strecke ist entweder matschig oder sehr steinig, was vor allem Carole überhaupt nicht zusagt… Davon gibt es keine Aufnahmen.

Aussage von André während es Überquerens des Sumpfgebietes: «S’Velo isch doch e super Gehhilf.» Antwort von Carole: «Nei, eher e Gehbehinderig.»

Erkenntnisse

In Schweden gibt es für die ganz faulen Köche Hot-Dog Brot, welches bereits Löcher hat, zu kaufen.

Die Vögel in Schweden scheinen sehr hungrig zu sein. Vogelfutter gibt es gleich in der 18kg-Packung.

«Lusthuset» ist NICHT die schwedische Bezeichnung für ein Bordell.